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Allgemeine Encyclopädie HIS-Data
5139-1-03-214-4
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Artikel: Alpha...
Textvorlage: Göttinger Digitalisierungszentrum
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Inhalt:
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ALPHARD ⇨

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Alpha Alpha, Alpha und Omega, s. A. als Schriftzeichen und A B C.
 
ALPHABET ALPHABET, nennen wir nach Anleitung der Kirchenväter, wie unter dem Artikel ABC erinnert worden, die Reihe der Buchstaben oder Sylbenlaute solcher Sprachen, welche beim Schreiben die Wörter in ihre Elemente auflösen.♦
  In der Darstellung der Elemente eines Wortes befolgen nicht alle Völker einerlei Gesetz: denn manche Völker, wie die Japaner, begnügen sich mit der Auflösung der Wörter in bloße Sylbenlaute, deren Schrift man daher Sylbenschrift im eigentlichen Sinne des Wortes zu nennen pflegt. Eine solche Sylbenschrift ist wenig von der Zeichen- oder Wortschrift der Chinesen, worin jedes Zeichen ein ganzes Wort ausdrückt, unterschieden, da die Sprache der Chinesen und aller der Völker, welche von derselben Zeichenschrift Gebrauch machen, aus lauter einsylbigen Wörtern zusammengesetzt ist, worin die scheinbar vielsylbigen Wörter nur Zusammensetzungen aus mehrern sind. Andre Völker haben zwar die Sylbenlaute wieder in ihre einzelnen Bestandtheile aufgelöst, aber fast nur die Mitlaute durch besondere Zeichen unterschieden, wie die Phöniken und die mit ihnen verwandten Völker, welche höchstens unter den Mitlauten einige als Stellvertreter oder Andeuter der mit den Mitlauten zu verbindenden Selblaute ausgeschieden haben.♦
  Erst in spätern Zeiten haben die meisten dieser Völker allerlei einfache Zeichen erfunden, und zum bequemern Lesen der Schrift eingeführt, welche, unter oder über die Mitlaute gesetzt, die Selblaute andeuten. Wieder andere Völker haben die Mitlaute nach der Verschiedenheit des daran zu hängenden Selblautes etwas verschieden geformt, wie die Indier und Tibetaner in Südasien, die Uiguren in Mittelasien, und die Äthiopen in Afrika, deren Buchstaben dadurch zu einer Zahl von mehr als anderthalb hundert anwachsen.♦
  Man pflegt auch diese Schriftart Sylbenschrift zu nennen, wiewol sich darin doch die einzelnen Mit- und Selblaute, die bei jeder Sylbe zum Grunde liegen, eben so leicht erkennen lassen, wie in der syrischen Schrift, und daher die Aufstellung eines förmlichen Grundalphabetes erlauben, dessen Buchstaben sogar bei den Äthiopen syrische Namen führen, und, wo nicht bei den Indiern und Tibetanern, doch bei den Uiguren und Kalmücken, noch deutlich ihren Ursprung aus der nestorianisch-syrischen oder sabäischen Schrift verrathen. Wie die Hebräer einigen Buchstaben am Ende der Wörter eine etwas verschiedene Form gegeben haben, und wiederum einige Buchstaben beliebig erweitern, um jede Zeile gleichmäßig ausfüllen
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  zu können, ohne die Wörter aufs Grathewohl zu brechen, wie es in der Zendischen Keilschrift geschieht: so haben die Araber, Syrer und Kalmücken ihren Buchstaben, theils der bequemern Verbindung wegen, theils um die Schönheit der Schrift zu erhöhen, eine etwas verschiedene Gestalt gegeben, je nachdem sie zu Anfange, in der Mitte, oder am Ende der Wörter stehen. Dagegen haben die abendländischen Völker in Europa ihre Buchstaben größtentheils als Druckschrift und als Handschrift verschieden geformt, und beiderlei Gattungen von Schrift zum Theile wieder durch mehrere Schriftarten unterschieden, und in allen diesen endlich größere und kleinere Buchstaben eingeführt, um durch die ersten gewisse Wörter, besonders Eigennamen, auszuzeichnen.♦
  Doch sind alle diese mannigfaltigen Schriftarten nur als willkürliche Abänderungen eines einzigen Alphabetes zu betrachten, sofern ihre Buchstaben nach völlig gleichen Regeln mit einander verbunden werden. Eben jene Europäer haben aber durchaus den Selblauten einen gleichen Rang, wie den Mitlauten, gegeben, und deshalb einzelne Mitlaute des phönikischen Uralphabetes, welche sie entbehren konnten, zu Bezeichnungen der Selblaute bestimmt, und, wo diese nicht ausreichten, noch neue Zeichen dazu erfunden.♦
  Die Griechen waren, so viel wir wissen, das erste Volk in Europa, welches von den Phöniken sein Alphabet entlehnte; und diese haben nicht nur die wenigen Selblaute, welche sie gleich anfangs einführten, den übrigen Europäern im Alphabete mitgetheilt, sondern sie auch späterhin noch mit zweien vermehrt, wodurch die gedehnte Aussprache der dadurch bezeichneten Selblaute von der geschärften unterschieden wird. Was die Griechen nur mit zwei Selblauten thaten, haben die alten Meder und Perser in ihrer Keilschrift sowohl als in den Alphabeten phönikischen Ursprungs bei allen Selblauten beobachtet, und einzelnen Selblauten sogar nach ihrer verschiedenen Aussprache dreierlei Zeichen gegeben.♦
  Die Indier zählen, ob sie gleich nur die gedehnte und geschärfte Aussprache der Selblaute unterscheiden, neben ihren 35 Mitlauten doch noch 16 Selblaute, weil sie zu denselben auch die Sylben li und ri rechnen. Die tibetanische oder tangutische Schrift aber, die sonst vieles mit der indischen Devanagaraschrift gemein hat, unterscheidet bei ihren 30 Mitlauten, welche sie alleinstehend zugleich mit einem A ausspricht, doch nur vier, oder wenn man nach indischer Weise das sogenannte Jata und Rata dazu rechnet, noch 6 Vocalzeichen und 4 Accente, welche die vorzügliche Mitwirkung eines der verschiedenen Sprachwerkzeuge ausdrücken. Dagegen haben die Tibetaner zugleich eine größere heilige, und eine kleinere gemeine Schrift, und außerdem noch 12 Charaktere zu magischem Gebrauche.♦
  Einen ähnlichen Unterschied von größerer und kleinerer Schrift bemerkt man in der altägyptischen Schrift auf dem bekannten Steine von Rosette, worauf wenigstens die Eigennamen durch mehrere größere Anfangsbuchstaben ausgeschieden worden, so wie in unsern Religionsbüchern die Wörter HERR und GOTT durch sogenannte Capitalbuchstaben ausgezeichnet werden. Es würde uns zu weit führen, wenn wir alle Eigenheiten der verschiedenen Alphabete aufzählen wollten, da
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  man deren überhaupt gegen 50 zählt.♦
  Auf die verschiedenen Richtungen beim Schreiben werden wir unter dem Artikel Schreibeweise zurück kommen: hier werde nur noch bemerkt, daß man anfangs Wort an Wort schrieb, bis man entweder auf die Einführung besonderer Worttheiler, oder auf die Trennung der Wörter durch einen kleinen Zwischenraum verfiel, der wieder die Einführung besonderer logischer, grammatischer, kritischer und deklamatorischer Unterscheidungszeichen möglich machte.♦
  Den Anfang dazu machten die alexandrinischen Grammatiker, besonders Aristophanes von Byzant, in der griechischen, so wie die Masoreten in der hebräischen Schrift: doch waren diese Zeichen, welche von den Griechen auch die Römer annahmen, eigentlich nur für die Lehrbücher bestimmt, weßhalb wir sie eben so wenig in der koptischen, gothischen und altrussischen Schrift, die aus dem Griechischen stammen, als in der Runenschrift und andern neuern Alphabeten finden, welche sich aus dem Lateinischen herausgebildet haben. Erst im Anfange des 17ten Jahrh. haben die Franzosen wieder Accente eingeführt, wiewol besonders zu dem Zwecke, die Verschiedenheiten in der Aussprache der Selblaute dadurch anzudeuten.♦
  Fast kein Alphabet entspricht vollkommen den Grundlauten seiner Sprache: sie haben fast alle in gewisser Hinsicht der Zeichen zu viel, in anderer Hinsicht zu wenig; doch die sonderbarste Schreibart haben die engländische und französische Sprache, indem sie nicht blos in wenigen Wörtern und besondern Fällen, sondern fast durchaus anders lesen als schreiben.♦
  Als eins der reichsten und vollkommensten Alphabete ist das russische anzusehen, welches Kyrillus aus dem Griechischen durch eine Vermehrung mit 12 neuen Zeichen schuf. Es bedarf nur weniger Verbesserungen, welche sich durch Accente und andere diakritische Zeichen gewinnen lassen, um alle schreibbare Laute aller Sprachen deutlich und nett auszudrücken. Es wurde daher mit Recht im allgemeinen vergleichenden Wörterbuche der russischen Kaiserin Katharina zur Darstellung der Wörter aller Sprachen erwäblt; leider! aber nur mit einem einzigen Zeichen für das darin mangelnde H vermehrt, ohne daß man noch einzelne Zweideutigkeiten in der Aussprache durch diakritische Zeichen gehoben hätte.♦
  Auf jeden Fall scheint es rathsamer zu seyn, zu einem sogenannten Universalalphabete, dessen man zu richtiger Darstellung der Namen und Wörter fremder Sprachen so sehr bedarf, ein schon übliches, ziemlich vollständiges Alphabet mit den nothwendigen Verbesserungen auszubilden, als ein besonderes organisches Alphabet zu erfinden, oder wie Büttner in seinen Vergleichungstafeln der Schriftarten aller Völker that, das lateinische Alphabet mit russischen und andern Buchstaben zu vermengen.♦
  Das russische Alphabet steht zwar an Nettigkeit dem lateinischen nach, und ist nicht von so vielen gebildeten Völkern gekannt; allein es ist doch immer nett genug in Vergleich mit allen übrigen Alphabeten, und kann auch leicht durch Hilfe des griechischen Alphabetes, woraus es stammt, erlernt werden. Es beläuft sich auf 35 Buchstaben, wovon 21 Mitlaute, 10 Selblaute, 2 Doppellaute, und 2 stumme Zeichen sind; aber mit Inbegriff einiger veralteten, nur noch in der Kirchenschrift üblichen, steigt diese
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  Zahl auf 44, und selbst das Zeichen für H, welches Pallas in seinem vergleichenden Wörterbuche einführte, kann als dem russischen Alphabete eigenthümlich betrachtet werden, so daß es keiner Einmischung aus fremden Alphabeten, sondern nur gewisser diakritischen Zeichen und Accente zu seiner Vervollkommnung bedarf. Im russischen Alphabet ist man überdies schon längst daran gewöhnt, für die aus fremden Sprachen entlehnten Wörter besondere Zeichen zu gebrauchen; das lateinische Alphabet kann aber schon darum nicht zu einem Universalalphabet ausgebildet werden, weil jedes Volk, welches sich dasselbe zur Darstellung seiner Grundlaute bedient, mehrere Zeichen desselben ganz verschieden ausspricht.♦
  Man erwäge nur, wie verschieden das c und x gebraucht wird, und wie verschieden die europäischen Völker unseren Zischlaut sch ausdrücken. Die spanische Schrift hat gar kein Zeichen für diesen Grundlaut, weil er auch der lateinischen und griechischen fehlte. Die Portugiesen drucken ihn durch x, oder, wie die Franzosen, durch ch aus. Die Teutschen vereinigen in ihrer Schreibart sch zugleich die Französische durch ch, die englische durch sh, und die italienische durch sc vor c und i, womit die polnische Schreibart sz verwandt ist; wogegen im Teutschen alle die angeführten Schreibarten ganz verschieden ausgesprochen werden, ohne daß man doch im Stande wäre, die französischen Grundlaute j, g vor e und i, und ch von einander zu unterscheiden.♦
  So verschieden aber dieser Grundlaut ist, so mannigfaltig ist auch das ch, welches wir im Vergleiche mit den Hebräern und andern morgenländischen Völkern noch viel zu gelinde aussprechen, und welches im Lateinischen, wie das griechische chi, zu einem kh verhärtet wurde, das der Italiener wieder zu einem bloßen k, der Franzose aber zu einem sch, und der Engländer zu einem tsch umschuf, ungefähr so, wie das Volk in Brie, nur 40 Lieues von Paris, tsche-tschun m’a tchestionné für quelq'un m'a questionné, und umgekehrt das Volk in der Picardie kien für chien spricht.♦
  Das Lateinische x ist noch weit größern Verwirrungen ausgesetzt, weil man es mit dem griechischen chi verwechselt hat. Im Russischen ist es, wie ehemals im Griechischen, ein wahrer Gurgellaut, der gewöhnlich noch schärfer als das teutsche ch ausgesprochen wird; im Engländischen, Teutschen und Französischen dagegen entspricht es, wie im Lateinischen, dem ks; im Portugiesischen aber ist es ein französisches ch, statt daß es im Spanischen ein teutsches ch ausdrückt.♦
  Schon hieraus wird es klar, wie wenig sich das lateinische Alphabet zur Einführung eines allgemeinen eignet: und die Erfahrung zeigt, wie unrichtig dadurch die Aussprache des Chinesischen, und wie unsicher das Arabische, so wie andere fremde Sprachen, dadurch ausgedrückt worden. Welche Verwirrung ist nicht in die slavischen Mundarten gekommen, seitdem man angefangen hat, dieselben mit lateinischen, oder, was eben so viel sagen will, mit teutschen Lettern zu schreiben?
  Das russische шесшъ schest z. B. für das Zahlwort sechs wird im Dalmatischen scest, im Kroatischen und Krainischen shest, im Böhmischen sest, im Polnischen szes'c, im Lausitzischen schescz' geschrieben, ohne daß die Aussprache des Wortes so verschieden wird. Das
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  russische Alphabet reicht zwar auch nicht hin, um alle Nuancen der Aussprache, deren man wenigstens 70 zählt, durch besondere Zeichen auszudrücken; allein die Franzosen zählen in ihrer Sprache 21 verschiedene Aussprachen ihrer Selblaute, wenn man die Nasenlaute an, en, in, on, un mit zählt, und haben doch nur 6 verschiedene Schriftzeichen für ihre Selblaute, woraus sie freilich ohne Noth ganz willkürliche Zusammensetzungen bilden, da sich dasselbe durch beigefügte Häkchen, Strichelchen, Punkte oder Accente leicht bewerkstelligen läßt.♦
  Nöthiger als die Bezeichnung aller Nuancen in der Aussprache, die gleichsam nur local und Mode sind, und von Jahrhundert zu Jahrhundert sich verändern, ist ein Zeichen als Sylbentheiler, um unrichtige Lesung fremder Wörter zu verhüten: und auch dazu bietet das russische Alphabet durch seine stummen Zeichen ein bequemes Mittel dar. Wollte man ja recht sicher gehen, so brauchte man nur, wenn man ein Wort mit den Buchstaben des Universalalphabets schriebe, noch die eigenthümliche Schreibart des Volkes, welchem das Wort angehört, oder, wo dieses nicht möglich, die Schreibart in seiner eigenen Mundart, nebst dem Zeichen der Betonung und Prosodie, in Parenthese hinzuzufügen, da denn auch selbst die senkrecht geschriebene Schrift in wagerechter Richtung dargestellt werden könnte. — Vergl. Schrift und Schriftarten.
 
ALPHAEUS ALPHAEUS, der Vater des Apostels Jacobus, des ersten Bischofs von Jerusalem, auch Jacobus der jüngere genannt. (Matth. 10, 3. Luc. 6, 15). ♦
  Nach der gewöhnlichen Annahme war er Eine Person mit Kleopas (Kleopas), Luc. 24, 18 und mit Klopas (Joh. 19, 25), dem Gatten der zweiten Maria, und ein Bruder Josephs, des Pflegevaters Jesu (Euseb. Kirchengesch. 2, 23). Dieses läßt sich denken, wenn der hebräische Name des Mannes {1} war, welcher, je nachdem man das {1} in der Aussprache überging, oder hart, wie chi, k aussprach, allenfalls auf beide Arten ausgedruckt werden konnte. Vergl. {1}, Rachab und Raab, {1}, Xabōr und Abōr. Mehrere Einwendungen gegen diese Combinationen, s. jedoch bei Paulus (Comment, über das N. T. I. S. 465).
 
Alpharabius Alpharabius, s. Alfarabi.
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Stand: 19. November 2017 © Hans-Walter Pries