Hier [Klosterstraße] sind:
Q. Die Parochialkirche der Reformirten ††).
Lage
Kurf. Friedrich III. gab der reformirten Gemeine Erlaubniß, diesen Platz nebst dem darauf stehenden Hause †††) zu {S. 18} einer Kirche zu kaufen. Der Bau ward 1695 nach Nerings Rissen *) angefangen. Weil aber die Kuppel, welche ganz gewölbt werden sollte, nicht Widerlage genug hatte, so fiel (wie man glaubt, durch einen Fehler des Hofmauermeisters L. Braun des ältern) 1698 ein Theil des Gewölbes ein. Darauf verstärkte Grünberg die Widerlage durch Strebepfeiler, obgleich die Kuppel nur hölzern gemacht wurde, änderte verschiedenes, besonders am Portale, an welches er anstatt vier korinthischer Säulen, zwey jonische Wandsäulen, die ein Fronton tragen, nebst vier jonischen Wandpilastern setzte. Auch änderte er die Form des Thurms etwas. Die Kirche ward 1703 so weit fertig, daß Gottesdienst darin gehalten werden konnte. Sie hat die gewöhnliche Kreuzform, ist 100 rheinl. Fuß lang und eben so breit. Die Breite der Kreuze ist 50 Fuß, die Auslage des Portals 25 Fuß. Nachdem Grüneberg 1707 gestorben, ward die Vollendung des Thurms, **) der nur der Kirche gleich, 94 Fuß hoch aufgeführet war, Gerlachen übergeben. Dieser mußte den Thurm abermals ändern, und zwischen dem ersten Aufsatze desselben von korinthischer Ordnung, und der obersten Pyramide, noch einen Aufsatz römischer Ordnung setzen, worin das Glockenspiel, ***) welches K. Friedrich I. auf den Münzthurm wollte setzen lassen, und K. Friedrich Wilhelm dieser Kirche schenkte, stehen sollte. Dieser Thurmbau ward 1713 angefangen, und 1715 geendiget.

††) S. Schleuens großen Plan.
†††) Der berühmte Scheidekünstler Johann Runkel von Löwenstern, Kurf. Friedrich Wilhelms des Großen Kammerdiener, hatte es zuletzt bewohnt.
*) Sam. Blesendorf hat auf zwey Blättern den Grundriß und den Aufriß, wie sie nach Nerings Angabe werden sollten, in Kupfer gestochen. Nach derselben sollte das Gebäude von aussen rundherum mit korinthischen Wandsäulen gezieret werden. Eine 1695 geschlagene Denkmünze stellt die Kirche nach Nerings Angabe vor; s. Gütthers Leben K. Friedr. I. S. 70.
**) J.A. Corvinus hat in Jerem. Wolfs in Augspurg Verlage, auf 2 Blättern, den Grundriß der Kirche und den Aufriß der Kirche und des Thurms gestochen.
***) Es enthält 37 Glocken, und spielt alle Viertelstunden vermittelst einer Walze, welche König Friedrich I. in Holland für 12000 Gulden gekauft hatte. Die Glocken aber wurden in Berlin von Jakobi gegossen, und das Werk durch den Orgelbauer Röder und den Organisten Weiß eingerichtet. Busch hat den Aufriß der Kirche und des Thurms nach Gerlachs Angabe, wie er jetzt stehet, 1715 in Fol. gestochen.
 
Quelle: Nicolai Beschreibung 1786 Bd. 1 S. 17-18
HIS-Data 5272: Berlin (1237) Karte 1786
© Hans-Walter Pries