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Text |
Quellenangaben |
Heiden |
Aus den bißhero abgehandelten ist klärlich zu ersehen, wie wenig die
Heyden
dem
Lichte
der ihnen mitgetheilten
Vernunfft gefolget, da der gröste Hauffe aus ihnen ein
Wesen, das mit der
Welt physice vereiniget, und ein
innerliches
Principium derselben ist, GOTT
genennet. So ist
unrecht,
wenn Aristo- |
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{Sp. 308} |
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Aristoteles |
teles
will, daß weder der erste und purus actus, das ist,
die von der
Materie abgesonderte
Forma, oder pure thätige
Krafft der
Welt, noch die erste und pura Potentia, nemlich die erste Materie, je
entstehen noch gezeuget werden könne. Denn beydes wäre ein einfaches Wesen; alle
Zeugung aber geschähe durch die Zusammensetzung dessen was gezeuget wird, aus
mehrern einführen; [ein Satz griechischer Text], wie
Aristotelis Metaph. X, 3. eigene
Worte lauten. Also sind dem
Aristoteli die Materia prima, und die Forma, und der
Actus primus, der
Natur die ersten ewigen
Grund Ursachen aller
Dinge. |
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Und was brauchen wir weiter
ungewiß zu seyn, ob Aristotelis Gott
was anders als die Forma substantialis der
gantzen
Welt
sey. So lauten ja seine
eigenen
Worte l.c. XI, 6. [zwei Zeilen griechischer Text].
Deswegen wendet er l.c. XII. 6. seqq. alle
Mühe an
darzuthun,
erstlich, daß dergleichen ewiger Actus purus als die Forma
substantialis der Welt
würcklich seyn
müste, weil die
Bewegung der
Sphaerae primi mobilis ewig ohne
Anfang und ohne Ende sey. Denn so
sagt
Aristoteles l.c. XII. 7. [4 Zeilen griechischer Text]. |
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Er beschreibt weiter das
Wesen seines Gottes in diesen
Worten: [eine Zeile
griechischer Text]. Er eignet seinem Gotte eine
Glückseligkeit zu, die nur
darinen, daß sie ewig, von derer
Menschen ihrer
unterschieden. [5 Zeilen
griechischer Text] Ja weil dieser Actus purus mit der
Materie des
obersten Himmels, durch welchen er der gantzen
Welt ihre
Bewegung gebe, als
seine Forma substantialis vereiniget sey, nicht anders als unsere
Seelen mit ihren
Leibern, so träget er kein Bedencken, seinen Gott gar ein
Zoon aidion zu
nennen. |
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Endlich fügt Aristoteles l.c. XII.
8.noch hinzu, daß alle die daselbst erzählten Actus puri und
aeterni, wenn man sie als inmateriale
Substantzen von der
Materie, welche sie beseelen und bewegen, in
Gedancken abstrahire, eben
die
wahren und rechten Götter wären, welche reine Lehre von
Alters her die
lieben Vorfahren in allerhand Mährgen eingekleidet, und auf ihre Nachkommen
fortgepflantzet hätten, dahero nach dieser Lehre die
Welt um und um mit Göttern
umschlossen sey. Nach Mahls habe man freylich die reine Lehre [eine Zeile
griechischer Text] |
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{Sp. 309|S. 172} |
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[eine Zeile griechischer Text] mit allerhand Mährlein vermenget, da man
denen Göttern
menschliche
Gestallt, ja gar die Gestallten derer Thiere
angedichtet. |
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Doch scheinet Aristoteles l.c. endlich
selbst von dieser
Meynung abzugehen, so, daß er von seinen erst angegebenen acht
und viertzig Göttern nur den Gott, oder den Actum purum des obersten
Himmels, oder der Sphaerae primi mobilis vor den wahren einigen Gott
hält. Müller Metaphys. ... Anmerck. allwo er noch über
dieses weiset, wie schlecht des Aristotelis
Begriffe von GOTT gewesen.
Es wäre der gedachte Actus purus, den
Aristoteles von der
Natur, als ihre erste oder oberste Thätigkeit in
Gedancken absondere, und welcher als eine
Forma substantialis der
gantzen Natur an sich selbst tode
Materie derselben von Ewigkeit beleben, und
aus diesen
Grunde GOTT seyn
soll, in der
That ein Götzenbild des
Verstandes
gewesen, eben als wie die Götzenbilder, die man dem Pöbel, der einer so
subtilen Abgötterey nicht fähig gewesen, vorgemahlet, Götzen-Bilder derer
Augen gewesen. Denn alle Abgötterey bestehe in einer Verwirrung der Geschöpffe
mit GOTT, Vermöge deren man ein Geschöpffe als einen GOTT verehret. |
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Dieses aber habe Aristoteles so
gut, als der einfältige Pöbel
gethan, wenn er die von der
Materie der
Welt in
Gedancken abgesonderte
Form oder
allgemeine fähige
Krafft der
Welt sich seinem Götzen-Bilde im
Verstande
vorgestellet. Denn der wahre GOTT sey ein von der gantzen
Natur, die nach der
Abstraction des Aristotelis aus ihrer Materia und
Forma bestehet, gantz unterschiedenes Wesen; und die Form, Actus,
und das thätige Wesen der Natur wäre so wohl nur ein Geschöpffe als die
Materie
der Natur, wiewohl die meisten
Heyden auch die Materie nicht ein Mahl vor ein
Geschöpffe, sondern vor eine
Substantz, die mit ihrem vermeynten Gotte
gleich ewig wäre, gehalten. |
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Dahero also, da sie vor
gewiß angenommen, daß die einfachesten
Principia
der Natur ewig und durch sich selbst existirten, hätten sie
unmöglich
eine
Schöpffung, und folglich keinen Schöpffer, und also auch keinen wahrhafften
Gott haben können, als an dessen Stelle sie vielmehr einen Actum purissimum,
oder einfacheste
Form der Natur, die durch sich selbst und ewig, und neben
ihr eine einfacheste
Materie, die dieser Form gleich ewig sey, setzeten; da
denn, weil nach dieser
Meynung die Form, als ein ewiges
Wesen in die Materie,
als ein ihr gleich ewiges Wesen in die Materie, als ein ihr gleich ewiges Wesen
unstreitig von Ewigkeit
gewürcket, sie aus solchen
Gründen nicht anders als die
Welt vor ewig halten können. |
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Anbey macht
Müller l.c. p. 88. die Anmerckung, daß
wir
Christen daher Bedencken tragen sollten, den Gott des Aristotelis
seine
Benennung abzuborgen, und unsern wahren GOTT eben wie jenen einen
Actum purissimum nennen, wie doch die meisten Peripatetici unter
denen Christen thäten. Auch
erkennten wir als christliche
Philosophi,
daß, wenn wir den wahren GOTT durch das Licht der
Vernunfft finden
wollten, wir
ein von der
Natur
wahrhafftig
unterschiedenes Wesen suchen, und uns also hüten
müsten, ein jedes
natürliches Ding, es
möge auch unter denen natürlichen
Caussis so hoch als es wolle, ja wohl gar oben anstehen, vor Gott zu halten
hät- |
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{Sp. 310} |
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ten. Die
Schrifft
Gen. 1., 1. lehre uns, daß GOTT am
Anfange
erschaffen habe Himmel und
Erden
und also die
gantze
Welt zugleich mit ihren
Principiis, und daß also diese, und auch die ersten unter ihnen weder von
sich selbst noch ewig wären. Die heydnischen
Weltweisen hätten diese Nachricht
nicht gehabt; da sie nun aber ein Mahl überzeuget gewesen, daß ein GOTT,
oder eine erste und ewige
Grund-Ursache aller
Dinge seyn müsse, so wären sie bey
Untersuchung dieser ersten Grund-Ursache erst auf die
Elemente
natürlicher Dinge
gerathen. Weil sie aber wohl gesehen, daß die thätigen
Kräffte derselben der
Materie als ihrem
Subjecto, nicht per se und
nothwendig
zukämen, und also die Elemente noch nicht die schlechter Dings ersten
Grund-Ursachen derer Dinge seyn könne, so wären sie, Vermöge des bekannten
natürlichen Grund-Satzes: Ex nihilo nil fit, der
Meynung gewesen, daß
die Elemente ihre noch einfachen und zwar natürlichen
Caussas haben
müsten, weil sie an eine andere als natürliche Caussam, Vermöge des
vorhergehenden nicht
gedencken können. |
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Nun hätten sie an denen
Substantzen, die sie vor die einfachesten
physicalischen hielten, nichts mehr, daß auch nur durch eine
Würckung
des Verstandes von einander abzusondern
möglich wäre, als die in ihnen
befindliche thätige
Krafft und ihr Subiectum, unter denen sie die erste
Formam, das andere
Materiam; jene Actum purum, diese
aber puram Potentiam nenneten, gefunden. Weil sie also Gott unter denen
natürlichen Dingen zu suchen sich ein Mahl vorgesetzet, so hätten sie also in
nun angezeigten die ewige Gottheit entdecket zu haben vermeynet. |
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Stoiker |
Es verstossen aber auch wieder die bißhero vorgebrachten gesunden
Begriffe
von Gott die Stoischen
Weltweisen, da sie Gott so gar ihrem berüchtigten
Fato unterwerffen. Besonders
sagten sie, daß er ein
Theil dieses
unermeßlichen
Wercks der
Natur
sey, welches alles durchdringe, in dessen Betrachtung er auch
unterschiedene
Namen habe, wie es beym
Diogene Laertius VII. 147. heisse: [sieben
Zeilen griechischer Text]. |
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Da nun die Stoischen Weltweisen unter dem Fato connexam rerum naturalium
aeterna necessitate se in vicem subsequentium seriem
verstanden, Gott aber
vor ein Wesen hielten, das mit der
Natur als einem Theile derselben vermischet
sey, und alles in derselben durchdringe, auch eben von denen unterschiedenen
Theilen der Natur, in denen sich seine
Krafft äussere, die bey denen Heyden
unterschiedlichen
Namen habe; so ist kein Wunder, daß sie auch Gott vor ein in
dem Fato oder der
unveränderlichen Folge
natürlicher Dinge aus einander
mit verstricktes Wesen gehalten. |
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Es läufft also die Stoische Lehre mit des Aristotelis seiner auf
eines hinaus, nur, daß des Aristotelis Gott
Forma adsistens,
derer Stoicer aber Forma informans. So |
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{Sp. 311|S. 173] |
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verräth sich nicht undeutlich
z.E. Seneca Qu.
Natur. II. 45. Per Jovem ... [ca. 12 Zeilen lateinischer Text].
Desgleichen de Benef. IV. 7. 8. Natura, inquis ... [ca. 17
Zeilen lateinischer Text] Hieraus erhellet, wie schlecht derer Stoicer
Begriffe
von GOTT; so prächtig sie auch immer
kluge seyn. |
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Spinoza |
Von diesen Stoischen
Sätzen sind des Spinosae seine Träume nicht
weit
unterschieden, denn so lehret Spinosa Ethic. Part. I. Prop. 16.
Ex necessitate diuinae naturae omnia, quae sub intellectum infinitum cadere
possunt, sequi debent, darüber er sich Prop. 17. folgender Massen
erkläret: A summa Dei potentia omnia necessario effluxisse, vel semper eadem
necessitate sequi, ac ex natura trianguli ab aeterno et in aeternum sequitur,
eius tres angulos aequari duobus rectis. |
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Es
leugnet also Spinosa ausdrücklich,
daß die Freyheit GOTTES in seinen
Thaten darinnen bestehe, daß er etwas, das er
thut, auch
unterlassen könne, sondern er suchet sie nur darinnen, daß GOTT durch
keine äusserlichen
Grund Ursachen
zum Würcken determiniret, das ist,
gezwungen würde, wohl aber durch eine innerliche
Nothwendigkeit seines Wesens:
Deus ex solis suae naturae legibus et a nemine coctus agit. Dem
Spinosae ist also die Freyheit einerley mit der innerlichen Nothwendigkeit,
welche nur der äusserlichen Nothwendigkeit oder dem Zwange entgegen gesetzet
ist. |
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Eben wie er nun auf solche Weise die
metaphysicalische Zufälligkeit
derer von GOTT
unmittelbar hervorgebrachten
Principiorum leugnet,
worüber er sich in Schol. Prop. 28. nochmahls deutlich genung erkläret,
wenn er
saget: Quaedam a Deo inmediate produci debuisse, videlicet ea, quae
ex absoluta eius natura necessario sequuntur; also verwirfft er durch alle
physicalische Zufälligkeit aller aus jenen ersten unmittelbaren
Principiis erfolgenden
natürlichen Dingen, wenn es Prop. 29. also
heisset. In rerum natura non datur contingens, sed omnia ex necessitate
diuinae naturae determinata sunt ad certo |
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{Sp. 312} |
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modo ... [ca. 13 Zeilen lateinischer Text]. |
Müller Metaphys. 9. §. 6. Anmerck.
p. 180 sqq. |
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Noch einen andern
Irrthum heget eben derselbe
Spinosa Ethic. P. I. Prop. 18. wenn er in denen
Worten: Deus est
caussa omnium rerum inmanens, non vero transiens, deutlich gnug zu
verstehen giebt, daß GOTT und die
Natur eins sey. Denn was kann Caussa
immanens anders heissen, als das erste
Principium, das in denen
Dingen ist, und in welches sie letztlich resoluiret werden können: Zu
geschweigen, daß eben Spinosa Part. I. ....
die
Schöpffung läugnet, und also die
Welt vor ewig hält. |
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Epikur |
Auch verstösset wieder bisherige
Demonstration Epicurus. Denn ist
GOtt der Schöpffer und die einige allererste
Grund-Ursache aller
Dinge, wie
sollte er nach des Epicuri Lehr-Sätzen so müßig bey der Schöpffung
gesessen haben, also, daß er sich gar nicht um die
Welt bekümmert, sondern denen
Atomis, durch was vor einen ungefährigen Zusammenlauff dererselben
dieses oder jenes entstehe, und von sich selbst zu existiren fortfahren
wolle? siehe Atomi II.
Tom. p. 2052. seqq. |
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Hat GOtt mit der Welt nicht die geringste Verbindung, woher wird doch
Epicurus die
Existentz derselben
beweisen können. Daher
urtheilet darvon
Cicero de Natur. Deor. I. 43. nicht
unrecht:
Epicurum re tollere, oratione relinqvere Deos, eumqve, quae de Diis
immortalibus dixerit, inuidiae derestandae gratia dixisse. |
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Literatur |
Will jemand
weiter von der
Existentz GOttes überzeugt seyn, so lese er |
- Juquelot
Diss. sur l'Existence de Dieu. 1697.
- Fenelon demonstration de l'Existence de Dieu.
- Clark Demonstrat. Existentiae et
Attributorum Dei.
- Raii
l'Existence et la Sagesse de Dieu ...
-
Buddei Thes. de
Atheismo et Superstitione.
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