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Folglich ist er |
4) |
ein einiger GOtt: denn
sollten viele Götter seyn,
so würden sie nicht unendlich seyn können; wären sie nicht unendlich, so
würde ihnen der
Name GOttes nicht zukommen. Es
müste also seyn, daß,
wenn mehrere unendliche
Dinge wären, sie einander entweder subordiniret,
und also eines des andern
Caussa
oder nicht wären. Fände sich
ersteres, so würde das, was dem andern subordiniret wäre,
nothwendig ein endliches Ding seyn. Auf solche Weise aber nun würden
nicht mehrere unendliche Dinge, sondern nur nebst dem unendlichen auch
endliche seyn. |
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Sollten aber zwey unendliche Dinge einander nicht
subordiniret, und also beyde
wahrhafftig unendlich, auch beyde
in der That nicht etwa eines, sondern wahrhafftig von einander
unterschieden seyn, so müste dasjenige, worinnen sie beyde wahrhafftig
von einander unterschieden wären, von beyden
Theilen eine
würckliche
Unendlichkeit seyn. Wäre nun dieses, so müste einem jeden von beyden
eine Unendlichkeit
mangeln, nemlich diejenige, durch welche das andere
unendliche Ding von ihm würcklich unterschieden wären. Dem aber etwas
mangelt, ist endlich, folglich müsten nur beschriebene vermeynte
unendliche Dinge endlich seyn, welches sich offenbar wiederspricht. |
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Also ist falsch, daß die Einheit GOttes nicht aus
dem
Lichte der
Natur könne
erkannt werden, wie
Papinius Paionius Tentam. theol. de prouidentia et gratia
... vorgiebt, welchen Petr. Jurieu
Jugemens sur les methodes d'expliquer la providence et la grace,
Rotterd. 1688. in 12. in der
Vorrede, und
Bayle
Contin. des pensées sur les Cometes, ... |
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{Sp. 321|S. 178} |
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... wiederleget, wie denn auch viele andere die
Einigkeit GOttes aus dem Lichte der Natur zu
beweisen gesuchet, darunter
Franc. Vlr. Riesius
Disp. de Vnitate Dei
ex lumine naturae, welcher die von uns angeführte
Demonstration
gleich Falls
erwählet, ob er wohl andere mehr dazu
gethan. |
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Lock Oper. Tom.
III. ... setzet voraus, daß GOtt ein unendlich, ewig, und das
vollkommenste Wesen sey, und nimmt hernach die Eigenschafften GOttes zu
Hülffe, und
schlüsset, daß
z.E. zwey allmächtige
Wesen nicht beysammen
stehen können; denn da voraus zu setzen, daß eines
nothwendig wolle, was
das andere will, so folge, daß dasjenige Wesen, dessen
Wille von des
andern Willen determiniret und eingeschräncket würde, kein
freyes Wesen sey, und also schon eine grosse
Vollkommenheit nicht habe.
Wollte aber ein Wesen das, was das andere nicht wollte, so würde des
einen Willen mehr gelten als des andern, also würde das Wesen, dessen
Wille des andern seinem Willen nachgeben müste, nicht allmächtig seyn. |
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Gleicher
Gestallt schlüsset
Lock auch von der Allwissenheit. Er
sagt: Man setze zwey
Wesen, die an
Willen und
Macht
unterschieden, würden dieselben nicht
unvollkommen seyn, weil eines dem andern seine
Gedancken und Vorhaben
nicht verheelen könnte? verheelte aber eines dem andern selbige, so
folgte, daß eines von beyden nicht allwissend sey, weil es des andern
Gedancken nicht
wissen könnte. |
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Hagmayer
Diss. de Vnitate
Dei, Tübingen 1720. bringet unter andern p. 3. auch
folgenden
Beweiß vor, dessen sich schon Edmundus
Cantuariens. Specul. Eccles. in Biblioth. Patrum. ...
bedienet: Entweder es hat ein GOtt ohne dem andern die
Welt erschaffen
können, oder er hat es nicht gekonnt: hat ers gekonnt, so sind alle
übrige Götter überflüßig und ohnmächtig gewesen: hat er es aber nicht
gekonnt, so ist er unvollkommen. |
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Richardus Victorinus
de Trinitate l. 17. braucht dieses
Argument: die Gottheit
muß entweder in communicabel, oder etlichen gemein seyn. Ist
jenes, so muß nur ein GOtt seyn: ist dieses, so muß auch eine gemeine
Substantz seyn, welche keine andere seyn kann, ausser die
Gottheit selber: Es kann aber eine Substantz nicht mehrern
Substantien gemein seyn. |
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Wollaston
fängt gleich Falls seinen
Beweiß an von der
Vollkommenheit GOttes, und
saget: man setze zwey Wesen, die
absolut
vollkommen,
so werden dieselben entweder einerley oder
unterschiedene
Natur haben. Einerley Natur aber
können sie nicht haben, denn also müste eines dem andern seine Natur
mittheilen, und aus einer zweyfachen eine einfache Natur werden: haben
Sie zweyerley Natur, so müssen diese zwey Naturen entweder einander
entgegen, und doch unendlich seyn, also werden sie aber beständig wieder
einander streiten; oder sie müssen zwar unterschieden, aber nicht
einander entgegen seyn: also werden sie als zwey Species
anzusehen seyn, dazu man kein Genus hat. |
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Paullus Maty
Doctrine de la Trinité eclaircie ... führt den
Beweiß also: Wenn
man sich zwey
Entia, die unendlich vollkommen,
vorstellen
wollte, so sey dieses ein
Wiederspruch, denn wenn man diese zwey
unendlich vollkommene Wesen zusammen setzte, so käme ein noch unendlich
vollkommeneres Wesen heraus. |
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Alle bißher erzählte
Beweiß-Grün- |
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{Sp. 322} |
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de hat Wolff Balthasar Adolph von
Steinwehr in einer
Disputation de Trinitate Dei zu
Leipzig 1734. verworffen, und zugleich
Hoffnungen gemacht, einen neuen
und bessern
Beweiß ans
Licht
zu bringen. |
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GOtt ist
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5) |
ewig, weil derselbe ein independentes
und unendliches Wesen ist. Denn da kann er nicht als etwa eine
Würckung
von seinen
Grund-Ursachen in die
Grentzen eines
Anfanges und Endes
gesetzet seyn, ja nicht ein Mahl in einer Folge des vergangenen und
zukünfftigen auf einander fortgehen. |
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Das
Wesen
natürlicher Dinge bestehet nun in der
Bewegung, deren kleinste
Theile, indem sie auf einander folgen, eben die
Zeit ausmachen. Weil nun GOTT nicht ein Ens successiuum derer
Causarum und
Effectuum ist, so kann in der
Existentz
GOTTES eben so wenig ein Anfang als ein Ende seyn. Die Ewigkeit ist eine
GOTT alleine
eigenthümliche
Eigenschafft, welche der
Dauer natürlicher Dinge, sie
mag nun zeitlich oder unvergänglich seyn,
eben so entgegen gesetzet ist, als GOtt selbst der
Natur. |
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Dahero
Müller Metaph.
... Anmerck. extr. sehr wohl
erinnert, daß wir uns hüten
sollten, daß, wenn wir
sagen, GOTT wäre ewig, wir unter der Ewigkeit
nicht etwa eine
Zeit oder successiue Dauer ohne Anfang und Ende
verstehen mögten, im Massen in so weit Thomas
Aquinas mit andern
Scholasticis recht
urtheile,
wenn er sage: Licet mundus semper fuisset, tamen non purificaretur
Deo in aeternitate, quia esse Dei est aeternum sine successione.
Denn gesetzt, daß eine
ewige Zeit
seyn könnte, welches doch wiedersinnisch, so würde doch solche ewige
Zeit etwas weit anderes als die Ewigkeit GOTTES seyn. |
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GOTT ist |
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6) |
allgegenwärtig, dies ist nicht so
zuverstehen, als ob GOTT ein Wesen sey, welches wir ein durch aus
einander gesetzte
Theile ausgedehntes
natürliches Ding in eine
gewisse
von allen Seiten determinirte Nachbarschafft anderer eben Falls
ausgedehnter
Dinge, die mit ihm zugleich sind, eingeschlossen. Es ist
also GOTT keiner Figur oder
Gestallt fähig, sondern ein einfaches Wesen,
das ohne alle Theile und Zusammensetzung. |
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Müller Metaph. ...
macht dabey die Anmerckung, daß wir also die Allgegenwart GOTTES an sich
selbst durch eine blosse
Verneinung der endlichen
Gegenwart in einem
gewissen Raume, die denen
natürlichen Dingen
eigen ist, betrachten. Sie
können aber auch als eine relative Eigenschafft GOTTES in
Absicht auf die
Natur betrachtet werden, indem, da auch das
allerkleineste Geschöpffe ohne Gott eben so wenig seyn könne, als eine
Würckung ohne
Grund-Ursache, also folglich GOtt durch seine würckende
und erhaltende
Krafft allen, auch denen kleinsten Theilen der
Welt
würcklich gegenwärtig sey. Dahero wäre die Allgegenwart GOttes von der
Gegenwart derer Geschöpffe in zweyen Stücken unterschieden, erstlich,
daß diese letztere endlich, und an einem gewissen Raum gebunden, jene
aber nicht; zum andern, daß die göttliche Gegenwart allenthalben
würckend; die physicalische hingegen nicht. |
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Insonderheit sey die Allgegenwart GOttes, in
Ansehung derer
vernünfftigen Geschöpffe,
moralisch, indem sie
erkennen,
daß die allenthalben hervor leuchtende
Würckung des allgegenwärtigen
GOttes in Absicht auf sie, auf gewisse
Zwecke, denen sie ihres
Orts sich
eben Falls gemäß bezeugen sollen, gerichtet sey, in dessen
Erwägung die
Allgegenwart |
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{Sp. 323|S. 179} |
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GOttes ihrer wohl zu einem
Beweiß-Grunde zu
gebrauchen, daß wir in allen unsern
Verrichtungen, und in dem Gebrauche
aller uns unterworffenen Creaturen, in Betrachtung, daß GOtt in
Krafft
und vermittelst seiner
Würckung
uns selbst, und ihnen allen ohne Unterlaß gegenwärtig ist, eine
Furcht
und Scheu vor GOtt haben sollen. |
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GOtt ist
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7) |
ein freyes Wesen. Hiervon macht man sich den
Begriff, daß, indem GOtt sich in der
Natur durch endliche und von ihm
selbst determinirte
Würckungen äussert, er in solchen
natürlichen
Schrancken, die er seinen eigenen Würckungen in der Natur
setzet, nicht etwa in gewisse Grentzen einer natürlichen Fähigkeit, und
also, da alle umschränckte Fähigkeiten natürlich sind, an gar keine
gebunden. |
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Mit der
Freyheit derer vernünfftigen Geschöpffe
hat es eine
gantz andere Bewandtniß. Ihre Freyheit ist in die Grentzen
gewisser ihnen
verliehenen natürlichen Fähigkeiten eingeschlossen, über
deren
Schrancken sie sich in denen willkührlichen Determinationen
ihrer
Thaten nicht erstrecken kann; da hingegen die Freyheit GOttes an
kein gewisses oder determinirtes
Vermögen
oder natürliche Fähigkeit gebunden ist. |
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GOtt ist
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8) |
unveränderlich. Alle
Veränderung ist eine
Verwandelung derer vorigen
Grentzen, da nun in GOtt weder Grentzen, noch
ein vorhergehendes und folgendes seyn kann; so muß GOtt unveränderlich
seyn. Hierbey ist wohl in Obacht zu zühen, was
Müller
Metaph. ... Anmerck.
erinnert: man müsse mit der
Unveränderlichkeit des göttlichen Wesens, welche eine von GOtt verneinte
Leidenschafft ist, die thätige
Macht, seine von ihm selbst determinirten
endlichen
Würckungen in die Natur zu verändern, nicht verwirren. Alle
endliche Würckungen müssen durch Verwandelung ihrer Grentzen
verändert
werden können, allermeist von einem
Urheber, der in Ansehung derer
Grentzen, die er seinen Würckungen setzet, ein freyestes Wesen sey, als
welches an keine natürliche, und also an gar keine auf je eine
Art
umschränckte Fähigkeit gebunden sey. Denn alle Grentzen, weil sie eine
Grund-Ursache, welche sie setze, voraussetzen, wären zufällig, und
könnten also ihrer
Natur nach auch anders seyn. |
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Dieses erhelle auch in der
That aus der
Mannigfaltigkeit der endlichen Determinationen derer
Dinge in
der
Welt, die Theils mit einander zugleich sind, Theils auch auf
einander folgen. Wenn GOtt nicht allein verändert zu werden, sondern
auch in denen endlichen Dingen etwas zu verändern unfähig wäre, so müste
er ja so endlich, ja noch endlicher als sein Geschöpffe, und also nicht
GOtt seyn, und wir würden ihn solcher
Gestallt mit denen Stoicern in ein
Fatum vestricken, im Massen bekannt sey, daß die
übele
Erklärung der Unveränderlichkeit GOttes zu denen bekannten,
irrigen und
anstößigen Lehren von der fatalen
Nothwendigkeit aller Dinge,
würcklich vielen Anlaß gegeben. |
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Es wäre zwar nicht zu
läugnen, daß die
Veränderungen die von natürlichen
Grund-Ursachen herrühren, alle
Zeit
auch eine
Veränderung in denen Grund-Ursachen selbst voraus setzten;
weil aber doch alle Veränderung eine Verwandelung derer vorigen Grentzen
sey, deren aber in GOtt gar keine wären: so liesse es sich dies Falls
von denen Veränderungen, die von natürlichen Grund-Ursachen herrühren,
auf die Veränderungen, die von GOtt geschehen, nicht bündig schlüssen,
weil alle natürliche Grund-Ursachen, so gar auch die frey- oder
willkührlich-würckenden, in die Grentzen derer ih- |
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{Sp. 324} |
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nen verliehenen, auf gemessene Art determinirten
natürlichen Fähigkeiten gesetzet wären, in denen freylich die
Veränderung Stat habe, nicht aber auch das göttliche
Wesen. |
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Dahero beruheten alle
Zweifel und Einwürffe,
durch welche man besorge, daß, wenn GOtt in denen
weltlichen
Begebenheiten etwas ändern könnte, oder würcklich änderte, dahero eine
Unveränderlichkeit in dem göttlichen Wesen selbst erfolgen mögte, auf
einem offenbaren Mißbrauche der Anthropopathie, oder auf einem
unvermerckten Anthropomorphismo, dieser aber auf dem Fehler
einer vermessentlichen Überschreitung derer Grentzen unserer
Vernunfft,
da man sich nemlich einbilde, daß, wie wenn wir
Menschen etwas in unsern
äusserlichen Handlungen ändern, in dem innern
Wesen unserer
Seelen
selbst, nemlich in denen Determinationen ihrer
Gedancken und
Begierden, eine
Veränderung vorgehen müsse, also auch mit GOtt gleiche
Bewandniß haben müsse, welches man doch vielmehr
verneinen sollte, da
wir von dem göttlichen
Wesen an sich selbst betrachtet, mehr nicht als
dieses, daß es nicht
natürlich, begreiffen. |
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