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Zedler: Gott [13] HIS-Data
5028-11-295-17-13
Titel: Gott [13]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 11 Sp. 338
Jahr: 1735
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 11 S. 186
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Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen, Bibel
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage

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Übersicht
Götter der Heiden (Forts.
  Arten der Götter (Forts.)
 
  höhere, mittlere und niedere
  selbständige oder gemachte
  einheimische und fremde
  Griechen

Stichworte Text Quellenangaben und Anmerkungen
höhere, mittlere und niedere
7) Dii superi, medii, inferi, davon schon etwas vorher, und auch unter dem Worte Genius, Tom. X. p. 877. gesaget worden.
 
 
  Die Dii superi oder caelestes und ouranioi waren himmlische, die inferi oder magici hingegen höllische und unterirdische Götter, und waren in vielen Stücken des Gottes-Dienstes unterschieden:
 
 
 
1) richtete man denen superis drey, denen inferis aber nur zwey Altäre auf, daher Seruius bemercket, daß, wenn beym Virgilio Eclog. V. 60. stehe, duo altaria Phoebo, der Phoebus inferior verstanden werde. Meisten Theils aber wurden die Opfer in einer ausgegrabenen runden Höhle, egesta scrobibus tellure duobus, geschlachtet, und in solcher das vergossene Blut aufgefangen.
  • Appollonius Rhodius Argon. ...
  • Homerus Odyss. XI. 35. 36.
  • Ouidius Metam. VII.
  • Lucianus Menippo s. Necyomanthia.
 
 
  Wo nun diese Scrobes oder bothroi nahe beym Meere waren, wurde das Blut in gewissen Patetis oder Schüsseln in das Meer gegossen, geschahe es aber auf dem Meere selbst, wurde das Blut zugleich in das Meer gelassen.
  • Apollonius
  {Sp. 339|S. 187}  
   
  Argon. ...
  • Oraculum Apollinis apud Pfeiffer. Antiq. Graec. ... und Natalem Comitem Mythol. ...
 
 
2) Diejenigen, die denen Inferis opfern wollten, wurden nur mit Wasser besprengt, die aber denen Superis ihre Aufwartung machten, musten sich gantz abwaschen oder baden.
  • Macrobius Sat. ...
  • Virgilius Aeneid. ...
 
 
3) Denen Superis opferte man Wein und Weyrauch, die inferi aber musten, doch nur zu Weilen mit Milch vorlieb nehmen.
Virgilius Ecl. V. 67.
 
 
  Denn man findet nicht allein, daß die Eumenides, welches Dii inferi waren, [ein Wort griechisch] genennet werden,
Erasmus Adag. Chiliad. ...
 
 
  sondern es hatten auch die Athenienser ein gewisses Fest nephalia, nephalios thysia,nephalioi thysiai genannt, denen Musis, Mnesnosynae, Aurorae, Soli, Lunae, Nymphis und Veneri caelesti geheiligt, daran man nicht kosten, (libare) noch einigen Wein brauchen durffte. In denen Nuptiis Orci oder Cereris, die auch Thesmophoria heissen, wäre es ein entsetzliches Verbrechen gewesen, wenn man dazu Wein-Geträncke, oder Cronen oder Cräntze, als ein Zeichen der Frölichkeit hätte bringen wollen, ob es gleich in denen andern Opfern Cereris erlaubt war.
Macrobius Saturn. III. 11.
 
 
  Doch wie gesagt, war dieses nur zu Weilen und nicht alle Zeit gebräuchlich, sintemahl man auch im Homero Odyss. ... und Virgilio Aeneid. VI. findet, daß sie bey diesen Stygischen Opfern, Most, Wein, Wasser, weiß Mehl und Öl gebrauchet.
  • Pfeiffer l.c. ...
  • Natalis Comes l.c.
 
 
4) Die Superi bekamen schon weiß Opfer-Vieh, und zwar in ungleicher Zahl, denen inferis aber schickte man in gleicher Anzahl schwartzes Vieh zu, weil man sich einbildete, dieselben wären schwartze Geister, und müsten sich an einem finstern und unangenehmen Orte aufhalten.
  • Homerus Odyss. ...
  • Plutarchus Lucullo ... wo er von einem gleichmäßigen Gebrauch derer Cycizener redet.
  • Virgilius ...
  • Pfeiffer ...
 
 
5) Bey denen Opfern derer Superorum muste man etwas Wein in das Feuer, auf den Heerd, auf die Erde, oder sonst wohin güssen, dabey auch kosten, welches spendein, libare, heisset, allein bey denen inferis war solches nicht nur unerlaubt, welches delibare hieß,
Valerius Maximus II. 1. 
 
 
   indem z.E. ihre nephalia, wie schon aus dem Suida bemercket worden, thysiai aspondoi waren, sondern man muste sogar auch die Opfer-Gefässe insgesammt durch das Feuer denen Göttern zukommen lassen.
Virgilius l.c. 224.
 
 
6) Die Thiere musten bey jenen den Rachen in die Höhe gegen dem Himmel zu kehren, und in solcher Positur Blut und Leben lassen, bey diesen hingegen mit zur Erde gebeugtem Kopffe sterben.
  • Cleon Argon. I.
  • Myrtilus Rer. Lesbic. apud Natal. Comitem l.c. et Pfeiffer ...
 
 
7) Wenn jemand mit denen inferis zu thun hatte, reckte er seine Hände zur Erden und verrichtete das Gebet mit gantz leiser Stimme, allein bey denen Superis hub man nach Beschaffenheit derer verschiedenen Götzen, seine Hände bald in die Höhe, bald liesse man sie niedersincken, bald aber streckte man sie gerade vor sich hinaus, that aber auch alles dabey mit lauter und erhabner Stimme.
Virgilius III. 176.
 
  Denen Superis eignete man den Tag, denen inferis die Nacht zu, und wie man jenen Thiere opferte, so bildete man sich im Gegentheil gantz gewiß ein, daß diese sich an vergossenem Menschen-Blute ungemein delectirten, daher manche unschuldige Seele diesen
 
  {Sp. 340}  
 
  blutgierigen Teufeln in die Klauen fallen müssen.
 
 
  Diese Inferi hatten auch einen andern Namen, als
 
 
 
  • maligni,
Juuenalis Sat. X. 111.
 
 
  • impii,
Tacitus Annal. XVI. 31. n. 2.
 
 
  • oder irati, weil sie ihnen nicht nach ihren Willen thaten, sondern auch ihnen viel in Weg legten. Daher die Redens-Art kommt, wenn man saget, iratis Musis natus, von einem, der von Natur einen dummen und ungeschickten Kopff hat.
 
 
  Doch machten sie es ihnen wieder darnach, indem sie öffters aus Ungeduld selbige in ihrem eigenen Tempel steinigten.
  • Statius Theb. ...
  • Silius ...
  • Boxhorn Quaestion. Rom. 3.
  • Morestellus Pomp. Fun. ...
  • Kirchmann. ...
 
  Hierher werden
 
 
 
  • die Vorsteher der Hölle, Pluto, Proserpina, Cerberus, Charon, Rhadamantus, Minos, Aeacus, Megaera, Tisiphone, Alecto, Lachesis, Clotho, Atropos,
  • die Schreck-Geister, Mittags-Gespenster, Wald-Teufel, Hexen-Patrone etc. Hecate, Pan, Fauni, Sileni, Satyri, Siluanus, Dryades, Pallor, Pauor,
  • das sogenannte wilde Heer, davon drunten etc.
  • und andere, sonderlich denen Gegnern und Hirten beschwerliche Spectacel
 
 
  gerechnet.
 
 
  Zu denen Diis mediis oder mittler Condition werden Juno, Diana und Liber oder Bacchus gerechnet.
 
 
  Wie nun derer Deorum fortium, welches Hercules, Mars und Minerua, die Krieges-Götter waren, Tempel auf Dorische, das ist rauhe und kriegerische Art, ohne Zärtlichkeit und Commodität aufzubauen pflegte.
Philander ad Vitruuium IV. 3.
 
  So hatte man hingegen bey diesen Diis mediis im Gebrauch, selbigen Tempel nach Corinthischer, das ist mittler Art aufzurichten, weil sie sich weder wie jene durch sonderbare ruhmwürdige Helden-Thaten bekannt gemacht, noch auch wegen einer zärtlichen Aufführung infam waren.
 
 
  Von diesen waren die Dii medioxumi oder chthonioi Himmelweit unterschieden, indem jene würckliche Götter, dieses aber nur Menschen seyn, und zwischen dem Mond und der Erde in der freyen Lufft ihre Wohnung und Sietz, Handel und Wandel hatten.
  • Plautus Cist. ...
  • Taubmann h.l.
  • Lucanus Pharsal. ...
  • Capella Nupt. Philolog. II.
  • Sauaro in Sidonium ...
  • Gyraldus Syntagm. Deor. ...
  • Lomeyer Lustrat. ...
  • Caelius Rhodiginus et Laurentius l.c.
  • Hansen de Jureiurand. veter. ...
selbstständige oder gemachte
8. Dii nati et facti, wenn es also zu reden erlaubt ist, oder Götter, die man vor selbstständige Götter, die es beständig gewesen, und vor gemachte gehalten. Zu jenen gehören die aeterni und caelestes ohne Zweifel, zu diesen aber die indigetes, Semones, Semidei, adscriptitii, animales und genitales. Die aeterni heissen also, weil sie nicht allein in Form und Gestallt unverändert blieben, sondern auch vornemlich, weil sie von niemanden überwunden werden konnten.
  • Lucretius ...
  • Turnebus Aduersar. ...
 
  Dii caelestes superi oder magni waren wohl eigentlich die rechten simplen natürlichen Götter Himmel und Erde, oder Rhea, deren Kinder Juppiter, Neptunus und Pluto nach einigen seyn sollen, wiewohl die allerältesten Scribenten hiervon nichts haben, welche die Einfalt und die alte Art der ersten Welt noch an sich haben.
  • Vitruuius ...
  • Reinesius Inscript. ...
  • Struv. Ant. Rom. ...
 
  Die Indigenes, Semones, Semideos, siehe an seinem Orte.
 
 
  Dii adscriptitii waren eben solche aus Menschen gemachte, und unter die Deos minorum gentium gezählte Götter, welche bey denen Griechen paragegrammenoi oder metoikoi hiessen, weil sie aus der Gesellschafft derer Menschen genommen, und in
 
  {Sp. 341|S. 188}  
 
  das Götter-Hauß versetzet worden waren.
Buddeus Pandect. ...
 
  Was die Dii animales gewesen, kann man sogleich aus denen Worten und deren Deriuation sehen, daß es nemlich Götter gewesen, die vor dem animas, Seelen, menschliche Seelen gehabt, von welchen Labeo nach Seruii ad Virg. Aeneid. III. Bericht ein Buch ins besondere geschrieben, und unter andern darinnen gezeiget, durch welcherley Opfer man die sterblichen unsterblich machen könne. Die Griechen nennten dieses apothanatiziothes und theōthēnai,
  • Ezechiel Spanhem ad Callimachum ...
  • Gronouius ad Arrianum ...
 
  und bedienten sie auf doppelte Art:
 
 
 
1) da sie sie schlecht weg vor Götter oder Helden erkannten, welches enagizoin oder timas hērōikas prospheran genennet wurde;
 
 
 
2) da sie ihnen selbst Opfer brachten, und göttlich verehrten, welches thyan hōs theō hieß.
 
 
  Die Römer mogten wohl eintzig und allein, oder doch vor andern Völckern am meisten das Donum haben, auch sogar alle nichtswürdige Hunde-Seelen zu verewigen, daher man wohl eine unzählbare Menge solcher Deorum animalium aufbringen könnte, wenn man alle consecratos hieher rechnen sollte.
 
 
  Die Cerimonien, so sich bey einer solchen Sollemnität zugetragen, erzählet unter denen alten Herodianus ... am deutlichsten und besten, welchen Ort unter denen neuern
 
   
  • Joh. Kirchmann de Fun. Roman. ...
  • Onuphrius.
  • Panuinius Fastis ad A. C. 964.
  • Gutherius Jur. Manium, Jur. Veter. Pontific.
  • Vossius Idololatr. ...
  • Bulenger Imper. Roman. ...
  • Claudius Nicasius ad numum Pantheum Adriani Imperat. Leiden 1689 in 4.
  • Jo. Burchard Mencke Consecrat. Augustor. Augustar. Leipzig 1694. in 4.;
  • Cuper Apotheos. Homeri.
  • Schoepfflin de Apotheosi
  • und andere mehr.
 
  Denen Griechen war dieses auch nicht unbekannt, doch waren sie nicht so wie die Römer, daß sie ihren Fürsten aus knechtischer Schmeicheley sollten bey lebendigen Leibe Tempel gebaut haben. Man will es auch denen Persern und Egyptiern beylegen, hat aber noch viel wenigere Spuhren bey solchen, die die Natur und die natürlichen, nicht aber solche Götzen verehrten.
  • Faës ad Gyraldum ...
  • Paullus Alexander Maffeus Gemm. Illustr. ...
  • Fabricius Bibliograph. Antiquar. ...
 
  Ob die Dii genitales aber hieher gehören, weiß man nicht, indem die Gelehrten noch nicht einig sind, was sie aus ihnen machen sollen. Einige halten sie vor Romuli, oder nach dem Götter-Stilo vor Quirini Vor-Eltern, Jouem, Martem und Venerem, andere vor Deos indigetes, andere aber, die diesen schnur gerade entgegen stehen, vor die ewigen Götter und Zeuger aller Creaturen, welche Homerus [ein Wort griechisch] nennet.
Turnebus Aduers. ...
 
  Das allermeiste kommt auf einen Ort des Ennii beym Cicerone Tusculan. I. 12. und Seruio ad Virgil. Aeneid. VI. an, welchen diese so, jene so lesen, und nach der verschiedenen Lectur anders erklären.
Columna ad Ennium ...
einheimische und fremde
9)[1] Dii inquilini et peregrini waren, die zu Rom gleich vom Anfange waren verehret worden, oder durch den Umgang derer Leute und vielen Nationen dahin waren gebracht worden. Von denen ersten ist schon oben unter denen Diis patriis geredet worden. Von denen letztern soll noch hier etwas gedacht werden. Diese hiessen ihrer Ankunfft wegen die peregrini, weil sie in andern Ländern, aber nicht zu Rom ihre Verehrung fanden. Bey denen Griechen war es alle Zeit hart verboten, fremde Götter und
[1] HIS-Data: Numerierung fehlt in der Vorlage
  {Sp. 342}  
 
  Religionen nach Athen zu bringen, daher nicht allein Socrates durch einen Becher Gifft in solchem Zufalle sein Leben lassen müssen,
Diogenes Laertius II.
 
  sondern auch Paullus, als er den gecreutzigten CHristum predigte, zur Anklage und Verantwortung in den Areopagum geführet wurde.
Actor. 17, 19. 20.
 
  Und dennoch konnte es nicht geschehen, daß nicht selbst der Areopagitische Rath, der selbst so eifrig darauf hielt, nicht sollte einige fremde Gottes-Dienste, die sie epitheta psēphiosas oder epsēphiothoisas epithetous, oder zugelassene Heiligthümer nennten, gehabt haben.
Harpocration ad Isocratis Areopagitic. et Hesychius Lexic. apud Pfeiffer Antiquitat. Graecar. ...
 
  So war es auch mit denen Römern beschaffen, welchen es hart untersaget war, sich mit fremden Göttern einzulassen, biß es dem ungeachtet, nicht allein unter der Hand nach und nach eingeführet, sondern auch endlich zu einer öffentlichen und ungehinderten Freyheit, und zwar aus einer heydnischen Klugheit, und wohlbedachten Ursachen dahin kam. Denn so wollten es die Römer mit keinem GOtte oder Göttin verderben, trachteten viel mehr dahin, sich bey ihnen zu insinuiren.
  • Minucius Felix. Dio ...
  • Tertullianus Apologet. 5.
 
  So kamen auch mit der Zeit aus allerhand Nationen soviel fremde nach Rom, daß sie denen Römern selbst an der Anzahl überlegen waren, daher es sich wohl nicht anders wollte thun lassen, als daß man um Aufruhr zu vermeiden, jedem seine väterliche Gewohnheit und Gottesdienst verstattete.
  • Gyraldus Synt. Deor. ...
  • Boxhorn Quaest. Roman.
  • Struv. Ant. Rom. ...
Griechen Die Griechischen Philosophi theilten die Götter anders ein, als in  
 
  • noētous und anoētous,
  • emphanois, aphanois,
  • hyperkosmious, enkosmious.
  • Sallustius Diis 6.
  • Holstein h.l.
  • Cyrillus adu. Julianum ...
  Unter die enkosmious zählten sie die  
 
  • Theous ouranious,
  • thalassious,
  • hypotartarious und
  • chthonious. Unter die letztern gehörten
    • klimatarchoi
    • und epichōrioi, unter diese letztern wiederum
      • idiosoloi,
      • poliouchoi,
      • hesiouchoi,
      • katoikidioi,
      • alsēitides,
      • hamadryades,
      • naides,
      • hydriades,
      • krenides,
      • epipotamides,
      • epimēlides,
      • oresiades, etc.
 
  welche alle unten vorkommen werden. Fabric. Bibliograph. Antiq. ...
     

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Stand: 14. Februar 2023 © Hans-Walter Pries