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Zedler: Mathematisches Lexicon HIS-Data
5028-19-2059-3
Titel: Mathematisches Lexicon
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 19 Sp. 2059
Jahr: 1739
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 19 S. 1078
Vorheriger Artikel: Mathematisches Ingenium
Folgender Artikel: Mathematisches Wörter-Buch
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen
  • Die Abkürzungen der Vorlage wurden aufgelöst.

  Text Quellenangaben
  Mathematisches Lexicon, Mathematisches Wörter-Buch, Lexicon mathematicum, ist ein Buch, worinnen die in den mathematischen Wissenschafften gebräuchliche Kunstwörter insgemein nach alphabetischer Ordnung erkläret werden.  
  Wie nun zum Theil die Wissenschafften, so man würcklich nach mathematischer Lehrart abzuhandeln pfleget, an der Zahl zugenommen, zum Theil auch von einem mehr als von dem andern darzu gezehlet werden; also sind auch die wenigen vorhandenen Schrifften von dieser Art gar sehr von einander unterschieden.  
  Das älteste Buch, das wir hiervon haben, ist wohl  
  1) des Conrad Dasypods Dictionarium mathematicum, welches der Verfasser 1573 in Griechischer und Lateinischer Sprache zu Straßburg in 8 herausgegeben hat, und bestehet aus 12 Bogen Text. Hierinnen findet man nur die Kunstwörter, welche in der Rechenkunst, Geometrie, Geodesie, Astronomie und Musick gebrauchet werden; es sind aber diese nicht einmal in alphabetischer Ordnung, weil eine jede Disciplin vor sich in ihrer Ordnung daselbst abgehandelt wird.  
  Diesem ist daher in etwas vorzuziehen  
  2) Hieronymi Vitalis Lexicon methematicum etc.  nicht wie es anfangs 1668 zu Paris in 8 herausgegeben worden ist, da es nur die Wörter aus der gemeinen Geometrie, Astronomie und Astrologie in sich begriff; sondern wie es nach diesem 1690 zu Rom in 4 ist wieder aufgeleget worden. Denn in diesem letzten sind eines Theils die unnützen astrologischen Sachen weggelassen, und ist hingegen vieles fast aus allen mathematischen Wissenschafften hinzu gethan worden; anderntheils aber ist dieses Buch nach alphabetischer Ordnung eingerichtet. Von der letztern Auflage sehe man eine Recension in den Actis Eruditorum des 1691 Jahres, auf der 301 und folgenden Seite, welche Recension Christoph Pfautz verfertiget hat.
  Ferner folget  
  3)  
  {Sp. 2060}  
  Jacob Ozanams Dictionaire Mathematique etc. Amsterdam nach der Pariser Ausgabe 1691 in 4, dieses Lexicon aber ist nach der Ordnung der Disciplinen geschrieben. Der grosse Leibnitz hat es recensiret in den Actis Eruditorum des 1692 Jahres, auf der 9 und folgenden Seiten, wo ein mehrers davon nachgelesen werden kan.
  Auch kan hieher gerechnet werden  
  4) J. Harris Universal englishe Dictionary of Arts and Sciences ..., wovon der erste Theil 1704, und der andere 1710 in Fol. herausgekommen ist, und darinne die Sachen nach der Ordnung des Alphabets erkläret worden sind.  
  Wie aber alle diese Wörterbücher nicht eben in die allerneuesten mathematischen Kunstwörter erklären, und über dieses auch in fremden Sprachen geschrieben worden, die nicht einem jeden bekannt sind, und dennoch diejenigen den meisten Theil der Menschen ausmachen, denen auch nur die historische Erkenntniß mathematischer Wahrheiten in dem gemeinen Leben Nutzen geben kan; so hat sich endlich Wolff auf besonders Ansuchen bewegen lassen, ein mathematisches Lexicon in Deutscher Sprache auszuarbeiten. Solchemnach ist nunmehr zu mercken  
  5) Christian Wolffens mathematisches Lexicon, darinnen die in allen Theilen der Mathematick üblichen Kunstwörter erkläret, und zur Historie der mathematischen Wissenschafften Nachricht ertheilet, auch die Schrifften, wo jede Materie ausgeführet zu finden, angeführet werden, Leipzig 1716 in groß 8. Es kan von diesem Lexico Carl Günther Ludovici in seinem ausführlichen Entwurfe einer vollständigen Historie der Wolffischen Philosophie nachgelesen werden, und zwar §. 37 des ersten Theiles der dritten Auflage, wie auch §. 259 des 2 Theiles.
  Nachdem dieses sehr nützliche Buch in weniger Zeit war vergriffen worden, und Wolff wegen vieler anderer übernommenen Arbeit zu dessen Vermehrung von neuen die Hand nicht hat anlegen können, gleichwol aber immerzu von denen Verehrern dieser vortreflichen Wissenschafften ein grosses Verlangen nach einem dergleichen Handbuche bezeiget worden war; so hat eben der Verleger des Wolffischen Lexicons ein anders aufsetzen lassen, unter dem Tittel;  
  6) Vollständiges mathematisches Lexicon, darinnen alle Kunstwörter und Sachen, welche in der erwegenden und ausübenden Mathesi vorzukommen pflegen, deutlich erkläret; überall aber etc. Leipzig 1734 in groß 8. Es sollen die Verfasser Scheffler und Corvinus seyn, s. Ludovici am angeführten Orte.
  Wie nun die bisher angeführten Lexica nur die Kunstwörter der Mathematick erklären, so könnte man auch unter dem Namen eines mathematischen Lexikons ein dergleichen Buch verstehen, worinnen nach dem Alphabet alle mathematischen Lehrsätze und Aufgaben erzehlet werden, die nur von den Mathematick-Lehrern erfunden worden, und in ihren Schrifften hin und wieder zerstreuet sind. Es hat aber dergleichen Lexicon noch niemand geschrieben. Doch wäre solches über die massen nützlich und nöthig, nicht allein vor diejenigen, welche bloß eine historische Erkäntniß der mathematischen Wahrheiten zu erlangen trachten; sondern auch hauptsächlich vor die Erfinder, welche durch neue Wahrheiten die mathematischen Wissenschafften zu vermehren sich bemühen.  
     

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Stand: 7. April 2013 © Hans-Walter Pries