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Zedler: Moral-Philosophie HIS-Data
5028-21-1486-1
Titel: Moral-Philosophie
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 21 Sp. 1486
Jahr: 1739
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 21 S. 768
Vorheriger Artikel: Morallus
Folgender Artikel: Moral-Philosophie (Ägypt.)
Siehe auch:
Hinweise:
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  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

  Text Quellenangaben
  Moral-Philosophie, oder schlechthin Morale, wird bald in weiterem und bald in engerem Verstande genommen.  
  In weitläufftigem Verstande begreiffet sie die gesamte practische Philosophie, oder alle diejenigen Disciplinen in sich, welche von der Einrichtung des menschlichen Thuns und Lassens nach der Vernunft, zu Beförderung und Erhaltung seiner Glückseeligkeit handeln. Sie wird daher in diesem Verstande auch Philosophia activa und Practica, wie nicht weniger Philosophia Moralis und Morum, ingleichen Medicina Moralis genennet.  
  Welche Disciplinen aber zu dieser practischen Philosophie zu rechnen seyn, darüber haben sich die Gelehrten in alten Zeiten so wenig als in den neuern Zeiten vergleichen können, sondern bald mehrere bald wenigere dahin gerechnet; je nachdem sie sich unterschiedene Begriffe davon gemacht haben.  
  Denn so redeten die alten Philosophen vor dem Aristoteles in ihrer Morale von nichts als von der innerlichen Glückseeligkeit des Gemüthes; Aristoteles dagegen schwatzete nur von der äusserlichen Glückseligkeit des Menschen: Selbst in den Begriffen von der Glückseligkeit des Menschen, waren sie von einander unterschieden, indem einer dieselbe in der Wollust, der andere in einer Unempfindlichkeit und Gleichgültigkeit, wieder ein anderer in der Betrachtung göttlicher, oder wohl gar natürlicher Dinge u.s.w. setzte.
  • Stollens Historie der Heydnischen Morale.
  • Heumanns Acta philosophica
  Hieraus konte nun nothwendiger Weise nichts anders folgen, als dieses, daß einer zur practischen Philosophie dasjenige rechnete, was der andere zu der Instrumental- oder Theoretischen Philosophie zählete; hingegen der andere wieder andere Abtheilungen sothaner Philosophie machete. Und eben daher ist es gekommen, daß die Beschreibungen dieses Theils der Welt-Weisheit bey dem einen so, bey dem andern anders lauteten.  
  Kein besseres Aussehen hat die Sache bey den neuern Welt-Weisen; angesehen von selbigen bald mehr bald wenigere Dinge zu dieser practischen Philosophie gezogen, und folglich dieselbe bald so bald wieder anders beschrieben wird. Die Ursache dessen ist, einmal, weil verschiedene Gelehrte als Theile der practischen Philosophie halten  
  1) die Ethic an sich  
  2) die Lehre vom natürlichen Rechte  
  3) die Politic und  
  4) die natürliche Theologie  
  Andere hingegen rechnen diese letztern zur Metaphysic und machen aus der Ethic und Politic nur eine Disciplin, mischen auch wohl gar das Recht der Natur in die Ethic. Wieder andere aber rechnen zu der Practischen Philosophie auch die Oeconomie, und was dergleichen Meynungen mehr sind, welche alle anzuführen und mit Exemp. zu erläutern der  
  {Sp. 1487|S. 769}  
  Raum nicht zureichen mögte. Genug wird es seyn, daß wir die Meynungen der grossen Welt-Weisen Christian Thomasius, Andreas Rüdigers und Christian Wolfs von der Practischen Philosophie hier kürtzlich anführen; diejenigen aber, welche von den unterschiedlichen Einrichtungen und Methoden der Moral-Philosophie umständlich unterrichtet seyn wollen, auf die dahin gehörige Schrifften selbst verweisen.  
  Jener saget in der Einleitung zur Sitten Lehre … die practische Philosophie sey nichts anders, als die Gelahrheit, die dem Menschen weise, wie er glücklich leben solle. Diese Glückseeligkeit aber müsse er vorher wohl und deutlich verstehen, worinn sie bestehe, und was ihm Gott zu thun dieserwegen auferleget habe; hernach aber bedacht seyn, wie er die Hindernisse aus dem Wege räume, die ihn abhielten diese Glückseeligkeit zu erlangen. Die Hindernisse kämen entweder von ihm selbst her durch seine Affecten, zu deren Bezähmung die Ethic oder Sitten-Lehre dienete, oder von aussen entweder durch Mangel, welchen zu vertreiben die Haushaltungs-Kunst sey, oder durch Furcht für äusserlicher Gewalt und List, wider welche Hinderniß die Politic diene.  
  Rüdiger hingegen fasset die Ethic und Politic zusammen unter der Lehre von der Klugheit zu leben, welche entweder eine Ethische oder Politische sey.  
  Herr Wolf hat endlich seiner practischen Philosophie 4 Theile zugeeignet  
  1) die allgemeine Practische Philosophie  
  2) die Sitten-Lehre  
  3) die Haushaltungs-Kunst und  
  4) die Staats-Kunst.  
  Das Natur-Recht aber hat Herr Wolf nicht als einen besondern Theil der Practischen Philosophie angesehen, in dem er meynet, daß wenn man das Natur-Recht von der Practischen Welt-Weisheit absondere, es eben so viel wäre, als wenn man die Theorie von der Ausübung, oder die Lehr-Sätze von den Aufgaben absondern wolle. Er hat also das Natur-Recht mit den Practischen Theilen der Philosophie d.i. die Lehre mit der Ausübung durchgängig verknüpfet. Carl Günther Ludovici Historie der Wolffischen Philosophie ...
  Am besten scheinen es diejenigen zu treffen, welche zur Moral-Philosophie im weitläufftigem Verstande genommen, oder zur practischen Philosophie nur folgende Stücke, nemlich die Ethic, oder Tugend-Lehre, die natürliche Rechts-Gelahrheit und die Politic rechnen, und sie auf diese Art zusammen hängen, daß jene gleichsam die Vorbereitungs-Disciplin sey, welche den Willen zur tugendhafften Ausübung der vorgeschriebenen Verrichtungen geschickt mache; die andere aber weise, was man nach dem natürlichen Gesetze thun und lassen müsse; die letzte aber die Art und Weise zeige, wie man sein Thun und Lassen so einzurichten habe, daß man dabey seine Glückseeligkeit befördere, welcher letztern endlich die Haushaltungs-Kunst angehänget werden muß. Von jeder wird unter besondern Artickeln gehandelt werden.  
  In engerm Verstande aber wird durch die Moral-Philosophie nur ein Theil jener Morale ausgedruckt, und zwar derjenige, welcher lehret, welche Handlungen des Menschen nicht allein recht und löblich sind, sondern auch zugleich zeiget, auf was für Art und Weise man dieselben vollbrin-  
  {Sp. 1488}  
  gen, und die ihnen entgegen gesetzten Laster vermeiden kan; von welcher der Artickel Sitten-Lehre nachzuschlagen ist.  
  Wie weit nun diese Moral-Philosophie von der Moral Theologie unterschieden sey; solches ist unter dem Artickel Moral-Theologie abgehandelt worden.  
  Was den Nutzen und Nothwendigkeit dieser Moral-Philosophie anbelanget: so ist nicht nöthig deshalben viele Worte zu machen, weil kein vernünfftiger Mensch, der nur eine Nachricht von selbiger besitzet, denselben in Zweiffel ziehen wird. Diejenigen aber, welche diesen Punct dennoch gerne ausgeführet sehen mögten, können sich im  
 
  • Placcius de Fructu praecipuo Philosophiae moralis.
  • Thomasius Cautel. …
  • Buddeus Element. Philos. Moral. … und in Isagoge
  • Winger Dissert. de neglectu philosoph. Moralis praecipuo Jurisprudentiae Impedimento.
  • Langens dreyfachen Unterricht …
  Raths erhohlen.  
  Endliches auch noch von dem Ursprung und Fortpflantzung dieser Moral-Philosophie, ingleichen von der Art und Weise ihres Vortrages etwas zu erinnern.  
  Daß die Moral fast eben so alt sey, wie die Menschen selbst, ist ausser allen Streit. Von der Morale der Hebräer, der Chaldäer, Aegyptier, Araber und überhaupt aller sogenanten Barbaren, wie nicht weniger der Griechen und Römer handeln besondere Artickel. Hier ist also nur noch der Fortgang der Morale unter den Christlichen Völckern mit wenigem zu gedencken.  
  Unter den ersten Christen treffen wir demnach insonderheit die Kirchen-Lehrer an, welche zwar keine Philosophische Moral geschrieben, gleichwol in ihren Schrifften verschiedenes davon haben einfliessen lassen. Daß aber diese ihre Moralische Lehr-Sätze viele merckliche Fehler haben, ist ohne Mühe daraus abzunehmen, indem sie eines Theils den Unterschied unter der Natur und Gnade nicht deutlich aus einander gesetzet; andern Theils aber von der Moralität dieser oder jener Handlung offtmahls unrichtig geurtheilet, und vieles für sündlich ausgegeben, so es doch in der That nicht ist.  
  Es sind aber solche Fehler mehr zu entschuldigen als zu bestraffen, zumal wenn man erweget, daß zu ihrer Zeit die Philosophie nicht sehr im Schwange gegangen, und sie zur Aufnahme der Christl. Lehre, wie billig, es für besser gehalten haben sich mehr um die Theologische als Philosoph. Moral zu bekümmern, weshalben denn auch Barbeyrac in seiner Vorrede über des Pufendorfs Natur- und Völcker-Recht ihnen durch seine scharfe Verweise zu viel gethan, und daher mit Grunde von dem P. Ceillier in der apologie et la morale des peres de l'eglise widerleget worden.  
  Insonderheit aber hat sich Anicius Manlius Torquatus Severinus Boethius durch seine Bücher de Consolatione philosophiae des Namens eines guten Moralisten würdig gemachet.  
  Was von der Morale der so genannten Scholastischen Philosophen zu halten sey, davon besiehe Moral-Philosophie (Scholastische).  
  Um und nach den Zeiten der Reformation, bekam endlich die practische Philosophie ein ander Ansehen und ward endlich von der Barbarey der Scholasticker immer mehr u. mehr gesaubert; ob wol nicht zu läugnen stehet, daß schon im XIV Jahrhundert, und also lange vor der Reformation der berühmte Petrarcha in seinem Buche de remediis utriusque fortunae die Mängel der Scholastischen Morale ein-  
  {Sp. 1489|S. 770}  
  gesehen hat.  
  Diejenigen, welche nachhero, statt der Scholastischen Morale des Aristoteles seine in ihrer Reinigkeit vorzutragen und in Flor zu bringen gesuchet, haben sich um diese Disciplin nicht sonderlich verdient gemachet. Martin Luther hielt mehr von des Cicero Büchern de Officiis und hätte daher die Aristotelische Morale gerne ausgemertzet gesehen. Philipp Melanchthon aber hielt ihr den Rücken, und setzte so gar in öffentlichen Schrifften: daß dieses Heyden Lehre von bürgerlichen Sitten so vollkommen sey, als man sie verlangen könne. Seine Elementa Doctrinae Ethicae haben vorlängst ihre Hochachtung verlohren. Dennoch aber scheinen des Conrad Hornejus Philosophia Moralis und Jacob Thomasius in Tabellen verfaßte Philosophia Practica lesens werth zu seyn.  
  In Italien es endlich Hieronymus Cardanus, und in Franckreich Michael Montagne die ersten gewesen, die mit Hindansetzung des Aristotelis aus ihrem Kopfe moralisiret haben.  
  Zu Ende des XVI Jahrhunderts hat unter den Deutschen Abrah. Scultet auf Zureden zweyer Schlesischen Ritter seine zwey Bücher von der Moral eclectisch ausgearbeitet und heraus gegeben. Gleichfalls hat Barthold Keckermann in seinem System. Ethic. sich an keine Secte gebunden. Es hat aber dem allen ohngeachtet die gemeine sectirische Morale dennoch die Oberhand behalten, bis endlich Frantz Baco de Verulamio in seinem Tractat de augmentis scientiarum die Unvollkommenheit derselben nachdrücklich vorstellete, und was zur Verbesserung dieser wichtigen Disciplin dienen mögte, nach seinem Begriffe angezeiget. Denn man hält dafür, daß Hugo Grotius hierdurch seine Bücher de Jure Belli et Pacis zu schreiben bewogen worden. Eben dieser Engelländer hat auch selbst Hand angeleget, und sind seine Moralische Schriften oft aufgeleget worden.  
  Renatus des Cartes hat in der Morale wenig gethan, und machen seine Regulae Morales, die man in seiner Dissertation de Methodo lieset, ihn noch zu keinem Moralisten. Das Buch de passionibus aber gehöret fast mehr zur Physic als zur Moral, und ist überdieß mit häufigen Fehlern angefüllet.  
  Uberhaupt aber haben bis zu Anfange des jetzt laufenden Jahrhunderts die Moralisten sich nicht viel um den Unterschied der verschiedenen Disciplinen der Practischen Philosophie bekümmert. Christian Thomasius und Johann Frantz Buddeus aber haben das Recht der Natur von der Ethic und Politic unterschieden. Thomasius insonderheit hat diesen Unterschied noch grösser gemachet und in seinen fundamentis Juris Naturae et Gentium die Regulas Justi, honesti und decori recht deutlich unterschieden.  
  Friedrich Gentzke hat zu den besagten Moralischen Disciplinen annoch die Lehre von der natürlichen Gottesfurcht hinzu gethan, und anfänglich einen kurtzen Begrif der Moral, unter dem Titul: kurtze Anleitung glücklich zu leben, nachhero aber in seinem system. philosoph. eine vollkommene practische Philosophie geliefert. So hat auch Christoph Heinrich Amthor eine kurtze Einleitung zur Staats- und Sitten-Kunst heraus gegeben, welche ihrer Deutlichkeit wegen gelobet wird.  
  Endlich haben des weitberühmten Philosophen Christian Wolfs vernünfftige Gedancken von der Menschen Thun und  
  {Sp. 1490}  
  Lassen zu Beförderung ihrer Glückseeligkeit ein besonder Aufsehen gemachet, indem sie nicht nur bey Protestanten sondern auch bey Catholicken sehr gütig aufgenommen worden, wiewohl von seinen Gegnern vieles dawider erinnert wird, welches aber unter einem besondern Artickel von der Wolffischen Philosophie gehöret.  
  So verdienet auch Martin Hassens synopsis scientiae de prudentia morali universa, unter den moralischen Schriften angeführet zu werden.  
  Wer mehr von dem Ursprung und Fortgang der Moral-Philosophie wissen will, wird beym  
 
  • Gundling Hist. philos. Moral.
  • Stollen Historie der Heydnischen Morale und Historie der Gelahrheit …
  • Langen dreyfachen Unterricht etc.
  • wie auch Kemmerich Academie der Wissenschafften III Theil
 
  hinlängliche Nachricht finden.  
  Diejenigen aber, welche ihren Fleiß nur einer gewissen practischen Disciplin gewidmet, sind unter besondern Artickeln zu suchen.  
  Die Art und Weise, nach welcher bisher die Moral-Philosophie vorgetragen worden, ist unterschieden. Denn einige haben sich eines verblümten, andere eines offenbaren Vortrages bedienet. Zu jenen gehören diejenige, so ihre Morale durch kurtze Sätze, Bilder, und Fabeln, vorgetragen haben. Zu diesen aber sind diejenigen zu rechnen, die sich der Historien, Gespräche, Satyren, Caracteren und der systematischen Ordnung bedienet haben.  
 
1) Der kurtzen Sätze haben sich Salomon und Syrach in ihren Sprüchen bedienet. Es sind auch dergleichen Sprüche von den 7 Weisen in Griechenland und andern alten Schriften vorhanden, und zu den neuern Zeiten hat man ebenfalls paränetische Schrifften, und allerhand moralischen Maximen aufgesetzet, welches sonderlich von den Frantzosen geschehen.
 
 
2) Der Lehr-Art durch Bilder haben sich die Ägyptier bedienet, wie unter einem besondern Artickel nachzusehen ist. Dahin gehöret auch die Symbolische Lehr-Art, deren sich Pythagoras, um auch darin was besonders zu haben, bedienet hat.
 
 
3) Durch Fabeln haben viele Völcker die Sitten-Lehre einzuschärfen sich bemühet. Es sind aber der moralischen Fabeln zweyerley Arten, Poetische und Philosophische. Jene, die man bey den Poeten antrift, haben viele moralisch erklären wollen, wie denn Eschenbach eine Ethicam mythologicam und Johann Christoph Wolf Dissertationes de mythica moralia tradendi ratione non antiqua geschrieben hat.
 
 
Daß die Indianer die Fabeln des Pilpai haben, die Araber und Türcken aber sich mit des Locmanns Fabeln tragen, ist am andern Orte erinnert worden. So ist auch von den Fabeln des Aesopus unter dem Artickel Moral- Philosophie (Griechische) nachzusuchen.
 
 
Unter seinen Nachfolgern aber sind verschiedene so wohl alte als neue, welche Fabricius Bibliotheca graeca … angeführet hat.
 
 
4) Die sehr nützliche Methode durch Historien und Exempel die Morale zu lehren hat unter andern insonderheit dem Joh. Conrad Dürrius ethica paradigmatica, Erasmus Brochmandus, ethicae historicae specim. gefallen.
 
 
5) Die von Socrates und Plato beliebte Methode ihre Lehren Gesprächs-Weise vorzutragen, ist von verschiedenen neuern nachgeahmet worden. Insonderheit haben die Frantzosen hierinnen ihre Geschicklichkeit sehen lassen. Von den Deutschen aber kan
 
  {Sp. 1491|S. 771}  
 
man ebenfalls einige aufweisen, welche Meister-Stücke verfertiget haben.
 
 
6) durch Satyren, oder höhnische und lästerliche Vorstellung der Laster haben unter den Alten, wie gehöriges Orts angemercket ist, Petronius, Horatius, Juvenalis u. Persius, von denen neuern aber Moliere, Boileau und viele andere, die Morale einzuschärfen gesuchet,
 
 
7) durch gewisse Caracteres und Abbildungen der Tugenden und Laster, die Morale zu lehren, hat zu erst Theophr. Eresius, in Ubung gebracht, wie denn dessen Caracteres morum mehrmahls Lateinisch und Griechisch heraus gegeben, auch so gar in die Frantzösische Sprache übersetzet sind. Diesem Exempel sind andere zu den neuern Zeiten gefolget, als
 
 
  • Ludwig Molinäus in morum exemplar. et Caracter
  • Carl Paschalis virtutum ac vitiorum caracter.
  • Joachim Pastorius, caracter. virtut.
 
 
So sind auch viele Frantzös. Bücher unter dem Titul: caracteres, heraus gekommen, von welchen man ein Verzeichniß in Fabricius Bibliotheca graeca … findet.
 
 
8) Die system. Lehr-Art, welche nicht allein Aristoteles und seine Schüler, sondern auch die mehresten Röm. und Scholast. Philosophen, sich bedienet haben, und noch bis jetzo gebräuchlich ist. Es würde zu weitläuftig fallen auch nur die fürnehmsten, so nach dieser Lehr-Art geschrieben, anzuführen, weshalben man selbige wohl bedächtl. mit Stilleschweigen übergehet; diejenigen aber, so mehrere Nachricht zu haben verlangen, auf Georg Paschen Tractat de variis modis moralia tradendi und Stollens Hist. der Gelahrheit II Th. IV. Cap. verweiset.
 
 
  Nur dieses wird zu erinnern nöthig seyn, daß sich heutiges Tages die demonstrativ. Lehr-Art so beliebt gemachet hat; daß sie nicht allein allen andern Methoden die Moral zu lehren den Preis streitig gemachet, und bey nahe von den neuern keine andere gebrauchet wird.
 
 
  Der erste, der die Möglichkeit die Geometr. Methode auch in Ansehung der Moral, ins Werck zu stellen eingesehen hat, ist eigentl. zu sagen, wohl Joh Locke gewesen, wiewohl auch vor ihm schon einige gewesen, die gewisser massen in ihren Moral-Schrifften der Lehr-Art durch Schlüsse sich bedienet haben.
 
     

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Stand: 29. März 2013 © Hans-Walter Pries