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Zedler: Schlesische Waaren HIS-Data
5028-35-87-9
Titel: Schlesische Waaren
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 35 Sp. 87
Jahr: 1743
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 35 S. 57
Vorheriger Artikel: Schlesischer Thaler
Folgender Artikel: Schlesische Wechsel-Ordnung
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

  Text  
  Schlesische Waaren, sind allerhand  
 
  • Flachs und Hanf,
  • Leinwand,
  • Damast,
  • Tuch,
  • Gold,
  • Silber,
  • Bley,
  • Kupffer,
  • Eisen,
  • Steinkohlen,
 
  welche sonderlich auf der Oder weit und breit verführet werden.  
  Die schlesischen Waaren an sich selbst lassen sich in natürliche und durch Kunst, Mühe und Fleiß gemachte eintheilen.  
  Unter jenen zehlen wir die Färberröthe, davon wieder an seinem Orte ausführliche Meldung gethan.  
  Ferner bringt das sogenannte Riesengebürge, und die an dasselbe anstossenden Felder, allerley heilsame Kräuter hervor, deren Caspar Schwenckfeld, in seinem Buch de rebus naturalibus Silesiae einen gantzen, grossen und weitläufftigen Catalogum gegeben. Die vornehmsten darunter sind:  
 
  • Adianthum furcatum,
  • Angelica Alpina maxima,
  • Angelica Alpina Tertia,
  • Aconitum racemosum,
  • Anemone Alpina nivea,
  • Acetosa Alpina,
  • Bellis montana maxima,
  • Bistorta Alpina major,
  • Caryophyllata alpina,
  • Cirsium montanum,
  • Chamaedrys,
  • Gentiana major,
  • Helleborus albus,
  • Hieracium,
  • Muscus alpinus, sonst auch Mirnau genannt,
  • Napellus major,
  • Petasites flore albo,
  • Polygonatum seu sigillum Salomonis racemosum,
  • Tenuifolium seu Polygonatum foemina,
  • Ranunculus alpinus candidus,
  • Sanicula alpina minima, flore albo et purpureo,
  • Tussilago alpina minor, flore purpureo et albo, item ramosa,
  • Trachelium alpinum maximum,
  • Tormentilla alpina maxima,
  • Victoralis mas et foemina,
  • Viola martia flore luteo,
  • etc.
 
  Nächst diesen zur Medicin dienlichen Kräutern hat Schlesien auch viel Metallen, und Mineralien, Juwelen, und andere Naturalien, davon bereits unter dem Artickel Schlesien gehandelt worden.  
  Unter die durch Kunst, Mühe und Fleiß hervorgebrachten Waaren rechnen wir, als die vornehmsten, daß leinen Garn, die Leinwand und wollene Tücher.  
  Die schlesische Handlung betreffend, so zie-  
  {Sp. 88}  
  het sich dieselbe in der Hauptstadt Breßlau, als in einem Mittelpuncte zusammen, und erstreckt sich mehrentheils in die angräntzenden Länder, vornehmlich nach Pohlen, Sachsen, und die Marck-Brandenburg.  
  In jenes bringen sie allerhand Gewürtz, Kramwaaren, Gewehr, Leinwand, Tuch, Fasten-Speisen, Weine und dergleichen, so mehrentheils von den Breßlauer Kauffleuten, in Hamburg, Lübeck, Leipzig, Nürnberg, Berlin und Franckfurt an der Oder eingehandelt, und dargegen aus Pohlen wieder Wolle, Leder, Wachs, Korn, Vieh und dergleichen ausgeführet wird.  
  Auf dem Leipziger- und Frankfurter Messen sieht man die Schlesier mit ihrer Leinwand, rothen Ochsenleder, Färberröthe und Tüchern. Sie bringen auch ungarischen Wein, welchen, weil ihnen Ungarn sehr nahe lieget, und auch ihre Handlung sich ziemlich dahin erstrecket, sie vor andern einzukaufen, gute Gelegenheit haben.  
  Die Breßlauer Elle kommt fast mit der Hamburgischen, Frankfurter am Mayn und Leipziger überein. Siehe ihre Reduction gegen andere Ellenmaaß unter dem Worte Maaß und Gewicht. Ein Schock Leinwand Breßlauer Ellen ist acht und vierzig Amsterdamer.  
  Der Transport der Kaufmannsgüter nach und aus Schlesien geschiehet die Oder hinunter nach Pommern, oder diesen Fluß hinauf nach Mähren, auch vermittelst der Oder in die Spree, von solcher ferner durch Berlin in die Havel, und so weiter auf der Elbe nach Hamburg, woselbst unbeschreiblich viel grosse Garn- und Leinwandsfässer jährlich ankommen, welche von dannen nach Holland, Spanien und Engelland gehen. Weil die Oder an vielen Orten nur gar seicht, und viele Sandbäncke hat, wird solche nur mit langen und schmalen Schiffen, die kaum die Breite eines grossen Garn- oder Leinwandsfasses haben, befahren.  
  Wegen der schlesischen, und sonderlich der Breßlauer Gelder, ist zu mercken, daß man daselbst die Bücher in Reichsthaler und Silbergroschen hält. Es hat aber ein Reichsthaler dreysig Kaysergroschen, Silbergroschen oder Böhmen, fünf und vierzig weisse Groschen oder neuntzig Kreutzer. Ein Kaysergroschen, Silbergroschen oder Böhmen hat ein und einen halben weisse Groschen, oder drey Kreutzer, oder vier Gröschel, oder sechs Dreyer, oder zwölf Pfennige. Ein weisser Groschen hat zwey Kreutzer oder drey Dreyer. Ein Kreutzer hat vier Pfennige, ein Gröschel drey Pfennige, ein Dreyer zwey Pfennige. Ein Gülden oder Zweydrittelstück hat zwantzig Kaysergroschen, Silbergroschen oder Böhmen. Ein schlesischer Thaler, so nur eine fingirte Müntze ist, hat vier und zwanzig Silbergroschen, oder sechs und dreysig weisse Groschen, oder zwey und siebenzig Kreutzer.  
  Die Wechselpreise sind auf Holland ein Reichsthaler vor dreysig Groschen, vor drey und dreysig bis viertzig Stüver Banco, oder hundert und acht und dreysig bis hundert und funfzig Reichsthaler vor hundert Reichsthaler Courant und Banco. Auf Hamburg und andere deutschen Plätze ist es gleich also, nehmlich auf so viel pro Centum Gewinn oder Verlust. Wegen des pohlnischen  
  {Sp. 89|S. 58}  
  Geldes, mit welchen die Schlesier auch viel zu thun haben, siehe ein mehres unter dem Artickel, Müntze (polnische) im XXII Bande, p. 509.  
     

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Stand: 24. Januar 2013 © Hans-Walter Pries