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Zedler: Verstorbene [1] HIS-Data
5028-47-2123-1-01
Titel: Verstorbene [1]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 47 Sp. 2123
Jahr: 1746
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 47 S. 1075
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Übersicht
historische Abhandlung von den Verstorbenen
Physicalische Abhandlung der Verstorbenen

  Text Quellenangaben
  Verstorbene, Toden, Tode, Lat. Defuncti, Mortui, werden die Menschen überhaupt nach geschehener Trennung der Seele und des Leibes genennet.  
  Zuweilen wird dieses Wort nur von einem Theile, nehmlich dem Leibe, genommen, welche Bedeutung in der Redens-Art: Die Verstorbenen begraben, u.d.m. statt findet. Doch wird auch unter diesem Worte zuweilen nur die abgeschiedene Seele des Menschen verstanden, wenn z.E. der Verstorbenen, die sich im jenem Leben oder in der Quaal befinden, gedacht wird. Man sieht wohl, daß dieses nur von ihren Seelen zu verstehen sey, welche in diesem verschiedenen Zustande sind, indem vor dem jüngstem Tage der Leib mit denselben noch nicht wieder vereiniget ist.  
  Diese besondern Bedeutungen des Worts sind von keiner Schwierigkeit, und man wird gleich aus dem Zusammenhange sehen können, wie das Wort sowohl in gegenwärtiger Abhandlung, als in andern Schrifften müsse genommen werden.  
  Zuerst wollen wir die  
     
  historische Abhandlung von den Verstorbenen  
     
  vor uns nehmen, und die merckwürdigsten Sachen von den Verstorbenen aus der Historie, der alten sowohl als der neuern, anmercken.  
  Wir würden hier sehr weitläufftig seyn müssen, wenn wir die besondern Gebräuche, die man bey den Verstorbenen beobachtet, und andere dergleichen Dinge abhandeln wolten. Allein wir können eine unnöthige Wiederholung ersparen, indem das meiste davon bereits ist vorgebracht worden.  
  Wer also von den Begräbnissen, und Verbrennung der Toden, von ihrer Salbung, von der Music und den Gesängen die bey ihrer Beerdigung angestellet worden, von den Toden-Opffern, von der Trauer über die Toden, von dem Abschiede, den man von ihnen genommen, nähere Nachrichten verlangt, der beliebe folgende Artickel nachzuschlagen:  
 
  • Begräbniß, im III Bande, p. 927 u. ff.,
  • Leichenbegängniß, im XVI Bande, p. 1559 u.f.
  • Verbrennung der Toden in diesem Bande,
  • Salbung, im XXXIII Bande, p. 827 u.ff. besonders p. 830.
  • Toden-Music, im XLIV Bande, p. 699 u.ff.
  • Toden-Opffer, im XLIV Bande, p. 704.
  • Trauer, im XLV Bande, p. 76 u.ff.
  • ingleichen Trauer-Klage, im XLV Bande, p. 138 u.ff.
  • Toden-Valet, im XLIV Bande, p. 720 u.ff.
 
  In diesen Artickeln wird man die vor-  
  {Sp. 2124}  
  nehmsten historischen Umstände angeführt finden.  
  Doch sind noch einige Sachen zurück, die unter gegenwärtigen Artickel gehören, und die wir ausführen müssen. Hieher gehören die Reden, welche schon in den ältesten Zeiten den Verstorbenen zu Ehren sind gehalten worden. Wir wollen davon die glaubwürdigsten Nachrichten so viel möglich aufsuchen, und hersetzen, welches hier nicht überflüßig seyn wird, da wir unter dem Artickel Trauer-Rede, im XLV Bande, p. 152 u.ff. und andern dergleichen Örtern dieses uralten Gebrauchs keine Erwehnung gethan haben.  
  Die meisten Europäischen Völcker haben ihre Verstorbenen nicht stillschweigend zur Erde bestattet, sondern eine Rede dabey gehalten. Manche sind unter denselben sehr abgeschmackt, und ungereimt, andere aber haben die rechte Absicht, das Lob des Verstorbenen, zum Grunde gehabt.  
  Als König Harald Hyltand in Dännemarck ist zur Erden bestattet worden, hat sein Überwinder König Ring in Schweden, bey dem Leichenbegängnisse das Wort geführet, er hat ein Gelübde gethan, und die Götter gebeten, daß der im Treffen erlegte König (der Seele nach) auf seinem Pferde zur Hölle vorher fahren und daselbst beym Pluto vor sich und seine erschlagene Mitgesellen und Feinde eine sanffte und ruhige Herberge erbitten möchte. Er hat auch die Dänischen Herren und alle Anwesende inständig ermahnet, um das Leichen-Feuer her zu gehen, und einen so hochverdienten König zu Ehren ihre besten Sachen und Gewehr ins Feuer zu werffen. Saxo Lib. VIII Hist. Dan. in Vita R. Haraldi Hyltland p. 147.
  Daß auch die Schweden ihre Verstorbenen mit solchen Leichen-Sermonen bestattet, siehet man aus dieser Leichen-Rede des Schwedischen Königs Haygen Rings, die er bey Beerdigung des Dänischen Königs Haralds gehalten.  
  Dieses haben auch die Norweger gethan. Denn als ihr König Haggen Adelstein 960 ums Leben gekommen, haben ihn seine Freunde begraben, und bey seinem Grabe nach Heydnischem Gebrauche das Wort über ihn geredet, und ihn nach Vahall, d.i. den Toden-Pallast derer, die im Kriege umkommen, hingewiesen. Snoro Sturleson Part. III. Chron. …
  Es ist ausgemacht, daß bey den Mitternächtlichen Völckern insgemein solche Leichen-Sermone üblich gewesen, Scheffer in Upsalia
  deren Inhalt war, den Toden nach Balhall hinzuweisen. Barthol. Lib. II. Antiquit. …
  Die Preuß-Wenden haben eine sehr seltsame Leichen- und Klag Rede über den Verstorbenen geführet: Der Tode ist aufgericht auf einen Stuhl gestellet worden, dabey haben die Anverwandten gesessen, und entsetzlich gesoffen. Wenn sie mit Sauffen fertig gewesen, haben sie den Toden, als wenn er gelebt hätte, gefragt: Ach! ach! warum bistu gestorben? hat es dir etwa an Speiß und Tranck gefehlt? Ach! ach! hastu nicht ein schönes Weib gehabt? warum bistu denn gestorben?  
  Auf solche Art haben sie alle äusserlichen Güter des Verstorbenen, seine Kinder, Schaafe, Ochsen, Pferde, Gänse, Hüner etc. genennet. Bey jedem Stück haben sie gefragt, wa-  
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  rum bistu denn gestorben, da du dieses hast? Johann Meletius in Epistola ad Georgium Sabinum
  Fast eine gleiche Klag-Rede halten auch die Russen bey ihren Verstorbenen. Sie fragen ebenfalls den Toden, warum der Abschied genommen? ob wegen Mangel an Speise, und Tranck? Ob er sich einer unglücklichen Ehe habe entziehen wollen? Er solte doch aussagen, und bekennen, was ihn bewogen habe, nicht allein sein Weib, sondern auch seine Kinder zu verlassen, und allen seinen Gütern absagen? Johann Meletius in Epistola
  Diese Gewohnheit sollen auch die alten Liefländer gehabt, und die Toden gefragt haben, aus was Ursachen sie gestorben, ob sie an einem oder anderm Mangel gehabt hätten?  
  Bey den Römern sind Leichen-Predigten bey Beerdigung der Verstorbenen sonderlich gewöhnlich gewesen. Man hält dafür: Daß der erste Bürgermeister zu Rom Valerius Publicola über seinen verstorbenen Collegen, den Brutus Collatinus, die erste Leichen-Rede gehalten, und denselben öffentlich gerühmet habe, welches den Römern so wohl gefallen, daß nachmahls die Fürnehmsten zu Rom bey ihrer Bestattung mit Leichen-Sermonen und Lob-Reden sind beehret worden. Plutarch in Val. Publicola.
  Dieses erkläret Dionysius Halicarnassus im V B.  
  „Des folgenden Tags, schreibt er, hat Valerius mit schwartzen Kleidern angethan, des Brutus Leichnam auf einem herrlichen Bette gezieret, auf dem Marckte fürgestellet, und nach Versammlung des Volcks ist er auf den Predigt-Stuhl gestiegen, da er zu desselben Ruhm eine Leichen-Oration gehalten. Ob aber Valerius diese Weise am ersten angeordnet, oder von den Königen schon angeordnet gewesen, kan ich für gewiß nicht sagen. Doch ist es eine alte Erfindung der Römer, bey der Leichen-Begängniß fürnehmer Männer ihre Tugenden zu rühmen."  
  Die fürnehmsten Leichen sind zu Rom auf dem Marckte vor den Rostris aufgestellet worden, da des Verstorbenen nächster Anverwandter aufgestiegen, und desselben Geschlecht, Lebens-Lauf, Tugend, und Thaten vorgebracht und gerühmt. Rosinus Lib. V. Antiquit. …
  Dieses ist unter andern bey den Leichen des Appius und Scipions geschehen. Alexander ab Alexandro Lib. III. …
  Diese Lob-Reden der Verstorbenen sind unter den Römischen Kaysern sehr gebräuchlich gewesen, und man hat damahls angefangen, die Verstorbenen zweymahl mit Lob-Reden zu verehren, welche Ehre der Kayser Augustus und seine Schwester Octavia, wie auch Drusus, und Antonius Pius nebst vielen andern bekommen. Gutherius Lib. I de jure Manium
  Diese Ehre hatten anfänglich die Männer allein; nachgehends aber haben auch die Weiber dieselbe erlangt, als sie bey Mangel des Goldes ihren Schmuck, welcher acht Talent Goldes am Gewichte betrug, zusammen gebracht,  
  {Sp. 2126}  
  und der Stadt verehret hatten. Plutarch in Camillo
  Popilia des Catullus Mutter, soll die erste gewesen seyn, welche mit einer Lob-Rede ist beehret worden. Cicero Lib. II de Oratore.
  Die Römer haben diese Leichen-Sermonen vermuthlich von den Griechen erlernet, welche der weise Solon am ersten erfunden haben soll. Alex. ab Alex. l. cit. dieser hat hundert Jahr vor den beyden ersten Römischen Bürgermeistern Brutus und Publicola gelebt.
  Obgedachter Dionysius vermeynt, daß die Gewohnheit, den Verstorbenen Lob-Reden zu halten, nicht so alt als bey den Römern gewesen. Hier sind seine Worte:  
  „Daß dieses (Leichen-Reden den Verstorbenen zu halten) von den Griechen zuerst angeordnet seyn solte, habe ich nicht aus den gemeinen historischen Schrifften gelernt, welche sowohl die ältesten Poeten, als die berühmten Geschicht-Schreiber ans Licht gestellet haben.  
  Sie melden zwar, daß den berühmten Männern zu Ehren Leichen-Kämpffe und Ritterspiele von den Angehörigen, als vom Achilles bey des Patroculus Leiche und weit vorher von dem Hercules bey des Pelops Beerdigung wären angestellt worden; daß aber dieselben öffentlich wären gerühmt worden, hat ausser den Atheniensischen Poeten niemand gemeldet, die ihrer Stadt zu schmeicheln, diesen Gebrauch dem Theseus bey dem Begräbnisse der Archiven fabelhafft beylegen.  
  Denn die Athenienser haben diese Lob-Reden ihren rechtmäßigen Leichen-Gebräuchen langsam hinzu gesetzt, und mögen wohl den Anfang von denen genommen haben, welche im Persischen Kriege bey Artemisium Salamin, und Pleteas für das Vaterland umgekommen, oder auch von den tapffern Thaten der Soldaten auf dem Marathonischen Felde vorgegangen. Nun aber sind die Marathonische Thaten sechzehn Jahre nach des Brutus Leichen-Begängnisse geschehen."  
  Es schreibt Thucydides im II Buche von seinen Griechen, daß bey ihnen ein fürnehmer Mann erwählt worden sey, der über die Verstorbenen eine Rede von derselben Lob gehalten habe. Hierbey führet er den tapffern Atheniensischen Feldherrn Pericles an. der bey dem Grabe auf eine hohe Cantzel gestiegen, damit er von der gantzen Versammlung gehört und gesehen werden möchte, worauf er über seine erschlagene Soldaten eine Rede gehalten, und also angefangen: Multi eorum qui ex hoc hactenus loco verba fecerunt, hoc legibus institutum morem in concione dicendi ad exequias defunctorum in bello ut pulchrum laudant etc. Thucydides Lib. II de Bello Peloponesiaco
  Der Lob-Reden, welche über die im Marathonischen Treffen erschlagenen tapffern Soldaten gehalten worden, gedenckt dieser berühmte Geschicht-Schreiber am bemeldetem Orte.  
  Die Leichen-Sermone der Griechischen Redner Lysias und Demosthenes sind in ihren Schrifften anzutreffen. Gyrald de vario sepeliendi ritu
  Diese Römische und Griechischen Trauer-Reden unterscheidet Dionysius am angeführtem Orte also, daß die  
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  Griechen allein ihre im Kriege erlegte Officierer und Soldaten; die Römer aber alle berühmte, welche bey Kriegs- oder Friedens-Zeiten dem gemeinen Besten gedient, mit Leichen-Reden geehrt, wobey er schreibt, daß der Römer Gewohnheit besser sey, als der Griechen, weil diese allein die Kriegs-Leute wegen ihres tapffern Todes, ob sie schon sonst in ihrem Leben lasterhafft gewesen, jene aber alle vornehme Männer nicht nur wegen ihrer Tapfferkeit, sondern auch wegen ihres tugendhafften Lebens gerühmt haben.  
  Bey den Indianern, ist diese Weise von vielen hundert Jahren her beybehalten worden, daß die Obrigkeit des Orts vor der Thüre, des Verstorbenen Lebens-Lauf beschrieben, damit dessen Tugenden und Laster allen bekannt werden möchten. Alexander ab Alexandro Lib. III. …
  Bey der Beerdigung des Rolims oder Hohenpriesters Mounai in Pegu ist ein Priester aufgetreten, und hat im Nahmen des Verstorbenen eine Rede gehalten, wie derselbe nach GOttes Willen habe müssen zur Erde werden, daraus er erschaffen, mit beygefügter Empfehlung seiner Kinder, worauf die gantze Versammlung GOTT um Gnade, und um Abwendung der Sünden Straffe gebeten. Nachgehends ist ein anderer Priester hervor getreten, welcher dem Verstorbenen folgende hochtrabende Leichen-Rede gehalten:  
  Könnten die Wolcken des Himmels den wilden Thieren auf dem Felde unsere Betrübniß zu verstehen geben, so würden sie ihre Weyde verlassen, und uns euren Tod beweinen helffen, und die äusserste Noth, darein wir gesetzt sind, oder sie würden euch, o Herr, bitten, uns mit zu nehmen, in dieses euer trauriges Leichen-Hauß, da wir auch jetzt alle sehen, wiewohl von euch nicht gesehen werden, weil wir einer so grossen Gunst nicht werth sind.  
  Aber damit dieses Volck in euch werde getröstet. ehe denn das Grab euren Cörper vor uns verbirgt, so zeiget uns doch, Herr, durch irrdische Bilder, die ruhige Freude, und Vergnügung eurer Ruhe, damit sie mögen erwachen, aus dem schweren Schlaffe, worein sie durch die Finsternissen des Fleisches verwickelt werden, und daß wir Elenden eine Reitzung empfinden, in eure Fußtapffen mit getreuer Nachfolge zu treten, und euch dermahleinst bey dem letzten Othem unsers Lebens in dem Freudenreichen Hausse der Sonne zu sehen.  
  Auf diese Worte machte das Volck ein erschreckliches Geschrey, und antwortete: Der Herr erweise uns diese Gnade. Erasmus Fr. Lib. VI
  Wenn der König in Egypten gestorben, und alles zur Leichen-Bestattung auf das Prächtigste zubereitet ist, wird sein Sarg am letzten Tage beym Grabe nach dem Gesetze vorgestellt, und sein Lebens-Lauf nebst den Thaten hergesagt, da man freye Macht hat ihn anzuklagen, da ihn die Priester gerühmt, und alle seine fürtrefflichen Thaten erzehlet, da sich viele tausend Menschen zur Leichen-Bestattung versammlet hatten. Diodor
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  aus Sicilien Lib. I
  Diese Ehre haben die Toden in Egypten, welche ehrbar gelebt, meistens gehabt. Daß sie zwar nicht von ihrem Geschlechte, wie bey den Griechen, sondern von ihrem Lebens-Lauffe, von ihrer Auferziehung, von ihrer Unterrichtung bis zum männlichen Alter, von ihrer Gottesfurcht gegen die Götter, von ihrer Gerechtigkeit, Eingezogenheit, und andern Tugenden sind gerühmet, und anbey die Götter um Aufnehmung der Seelen der Verstorbenen in der Gesellschafft der Frommen in jener Welt angeruffen worden. Diese Lob-Rede empfängt das anwesende Volck mit einem geneigten Zuruf, und rühmen zugleich den Verstorbenen mit grossem Lobe, als welcher mit dem Frommen in jener Welt ewig leben wird. Diodor Siculus
  Auf der grossen Africanischen Insel Madagascar werden die rühmlichen Thaten des Verstorbenen wiederholet. Darauf reden sie den toden Cörper an, eben als er noch lebte, und sagen: Wie bistu doch gestorben, hastu an einigen Dingen Mangel gehabt? hastu kein Vieh, Gold, Silber, Stahl, und andere Waaren genug gehabt? u.s.f. Duvall Part. I. Georgr. Universal. …
  Dieses ist überhaupt eine Gewohnheit bey allen Mohren in West-Indien, welche die Sterbenden fragen, warum sie von ihnen wollen? Ob sie an Essen und Trincken, an Weib und Kind, oder an Nahrung und Lebensmitteln Mangel hätten, auch wohin und in welches Land sie wolten, zu den Christen, oder Heyden?  
  Wenn der Mohr tod ist, wird er schön gewaschen, und auf Matten oder Decken mit wüllenen Tüchern umbunden, gelegt, lassen ihm die Augen offen, und decken ihm das Angesicht zu, strecken und legen die Arme gerade neben ihm, lassen ihn offt einen halben Tag unter freyen Himmel liegen, und die Hinterbliebenen sitzen dabey, und treiben nach ihrer Andacht, allerhand Affenspiel. Wenn der Tode begraben worden, gehen die, so ihn zur Leiche bestattet, mit zu den Hinterlassenen des Verstorbenen, und vertrincken desselben Verlassenschafft, daß kein Theil vom andern, auch die Kinder nicht etwas erben.  
  Was die Lobreden, die man den Verstorbenen gehalten, betrifft, so haben die Heyden diese Gewohnheit vermuthlich vom Volcke GOttes erlernt. Die Rabbinen berichten, daß keine Leiche ohne einen Prophetischen Sermon sey begraben worden. D. Friedlib in Medic. Theol. de Morte ...
  Es hat D. Martin Geyer den Gebrauch der Leichen-Reden bey den Hebräern in seinem Buch von der Hebräer Trauer im VI Capitel erwiesen, da er vorgestellet  
 
1) des Königs Davids Leichen-Rede über den verstorbenen König Saul und Jonathan in Abwesenheit gehalten,
2 Samuel I, 17,
 
2) des Königs David über den Feldherrn Abner in Gegenwart bey dessen Grabe gehalten,
2 Sam. III, 33 u.f.
 
3) des Propheten Jesaias über den König Hiskias gehalten.
Jes. LVII, 1.
 
4) Des Propheten Jeremias über den König Jo-
 
  {Sp. 2129|S. 1078}  
 
sias
  • 2 Chron. XXXV, 25.
  • D. Geyer de Luctu Hebraeorum
  Daher sind die Leichen-Reden unter den ersten Christen entstanden. Magdeb. Cent. …
  Die Leichen Sermone des Bischoffs Eusebius über den Kayser Constantin; des Bischoffs Ambrosius über die beyden Kayser Valentinianus und Theodosius, des Bischoffs Nazianzenus über den Basilius und Ceratius; des Bischoffs Gregorius Nyssenus über den heiligen Miletius sind in dieser Väter Schrifften noch vorhanden. D. Geyer l.c.
  Anfangs sind nur bey den Begräbnissen vornehmer Christen Leichen-Reden gehalten worden. Die Christen haben es hierinne, wie einige behaupten wollen, den Griechen und Römern, und zwar im vierten Jahrhundert nachgethan. In diesen Reden handelten sie von den Tugenden und Verdiensten der Verstorbenen, von der menschlichen Schwachheit, von der Unsterblichkeit der Seelen, von dem ewigen Leben, und von dem Troste der Leidtragenden. Man besehe die Leichen-Rede Gregorii Nazianzen. ..., auch den Basilius M.
  Auf dem Concilio Rotomagensi … ward beschlossen, daß nicht jederman, sondern nur rühmlichen, weisen, und frommen Leuten Lob-Reden gehalten werden solten. Concil. Hard. …
  Im Concilio Toledano Cap. X heisset es: Nullus inscio vel approbante Episcopo mortuum in funere habita oratione laudabit.  
  Die Absicht bey diesen Reden war bey den ersten Christen; daß GOtt durch seine Knechte gelobet, der Fromme mit einem Zeugnisse beehret, und das Volck durch die Erzehlung der Thaten erfreuet würde. Diese Absicht hatten die Redner zur Zeit Basilius M. wovon desselben Homil. in Gordium martyrem … zu sehen ist.
  In der Orientalischen Kirche erzehlet Dionysius in seiner Kirchen-Hierarchie Cap. VII, daß bey jemandes Begräbnisse der Vornehmste aus den Dienern Gottes herfür trete, der die verstorbenen Heiligen rühmet, und den Toden mit gleicher Lob-Rede ehret, die Anwesenden aber vermahnet, daß sie um einen seeligen Abschied in Christo stets bethen solten.  
  Im vierzehenden Jahrhunderte haben zu erst die Deutschen nach dem Exempel der Italiener ihre Verstorbenen mit Leichen Predigten zu ehren, und ihre Tugenden und Geschlecht zu rühmen angefangen. Crantz Lib. IX. Metrop. …
  Es irret demnach Helvader darinne, daß er vermeynt, als ob die Leichen-Predigten von den Heyden auf uns Christen gekommen wären. Helvader Lib. II Amphith. …
  Es haben unsere Vorfahren und die ehrbaren Heyden insgemein durch die Leich- und Lob-Reden die Menschen zur Tugend und Tapfferkeit ermuntern wollen. Denn sie haben diese Ehre nicht allen Leuten erwiesen, sondern allein ihren tapffern Kriegsleuten, wie die Griechen, und sonst auch allen tugendhafften Personen, die sich bey Kriegs- und Friedens-Zeiten verdient gemacht hatten, welches auch die Römer beobachtet haben. Dieses war eine nachdrückliche Anreitzung  
  {Sp. 2130}  
  zur Tugend, so daß die Leute in ihrem gantzen Leben nach Ehre und Ruhm streben musten, welche nach dem Tode geehrt und gerühmt seyn wolten.  
  Es würde zur Beförderung des wahren Christenthums nicht ein geringes beytragen, wenn in diesem Falle unter uns Christen ein Unterscheid gemacht würde, und nicht allen Verstorbenen durchgängig, sondern nur denen, die es verdient und ein gottseeliges Leben und Wandel geführet haben, dergleichen Lob-Reden gehalten würden.  
  Dieselben sind heutiges Tags so gewöhnlich, daß an manchen Orten, zwey oder drey Reden dem Verstorbenen, der zuweilen ein schlechter Held im Christenthume gewesen, gehalten werden müssen. Hierbey muß allezeit der Verstorbene bis in den Himmel erhoben werden.  
  "Es wäre gut, schreibt der gemeldete Helvader, daß Johannes mit dem güldenen Munde zu manchen Zeiten von der Cantzel wegbliebe, damit diejenigen nicht gerühmet würden, die keines Lobes würdig sind.„  
  In dieser Redens-Art siehet er auf den berühmten Patriarchen zu Constantinopel, Johannes, der wegen seiner oratorischen Gaben Chrysostomus, der güldene Mund, genennet worden, der aber auch einen eisernen Mund gehabt, das Böse an dem Kayser selbst, und dessen Gemahlin ungescheut zu straffen, weswegen er auch grosse Verfolgungen ausgestanden hat. Also geht des Verfassers Meynung dahin, daß ein geistlicher Redner bey Leichen-Predigten, nicht auf Schmeicheleyen, sondern auf Ehre und Tugend sehen solle.  
  Es ist ein Greuel anzuhören, daß solche Prediger an Gottes-Statt als Lügner und falsche Zeugen erfunden werden, die aus Licht Finsterniß, und aus Laster Tugenden machen, und den Teuffel auf Gottes Stuhl setzen. Die Verstorbenen müssen gerühmet werden, ob gleich ihr gantzes Leben voller Laster gewesen. Man bedencke nicht, daß der Nahme Gottes auf solche Art gelästert, und die Gottlosen in ihrer Boßheit gestärckt werden.  
  Ausser dieser Gewohnheit, denen Verstorbenen Lob-Reden zu halten, verdienen noch einige andere Gebräuche und Historische Umstände bemerckt zu werden. Wenn die alten Griechen und Römer vor einen Toden vorbey giengen, der noch nicht begraben war, so pflegten sie, jeder drey Hände voll Erde oder Rasen auf ihn zu werffen, so lange bis er gantz verdeckt war. Wer dieses unterließ, dem ward es vor ein grosses piaculum gehalten, welches die Götter zu straffen nicht unterlassen würden.
  • Kirchmann de fun. …
  • Cerda ad Virgil. Aeneid. …
  • Pitiscus
  Es ist auch merckwürdig, daß man die Verstorbenen angebetet habe. Man findet davon in den Geschichten der ältesten Völcker Nachrichten, doch verehrte man nur solche Verstorbene, die sich durch ausnehmende Vorzüge über den gemeinen Hauffen erhoben hatten. Besonders ist diese Ehre den Königen angethan worden, welche löblich regieret hatten.  
  Die Peruer haben diese Gewohnheit stets beobachtet, und ihre Könige einbalsamirt, nach Cusco beygesetzt, und angebetet. Die Chineser haben diese Ehre dem Confucius, dem grösten Weltweisen, den  
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  sie jemahls gehabt, wie auch den verstorbenen Vorfahren erwiesen, und sie sind durch die Römisch-Catholischen Mißionarien von diesem Dienste nicht abzubringen gewesen.  
  Hierüber ist lange Zeit zwischen den Jesuiten und Dominicanern im vorigen und gegenwärtigen Jahrhundert ein hefftiger Streit geführet worden, weil jene behaupten wolten, dieses sey nur eine blosse bürgerliche Verehrung, die mit der Christlichen Religion gar wohl bestehen könnte: Diese hingegen sagten, es sey eine wahrhafftige Abgötterey, welche auf keine Weise entschuldiget oder gedultet werden könnte.  
  Mit diesem Haupt-Momente war noch eine andere Frage verknüpfft. Denn weil die Sineser auf ihren Altären oder Tischen gewisse Tafeln stellen, auf welchen die Worte befindlich: Der Thron der Seelen N.N. so ward gefragt: Ob es recht sey, daß die Sineser diese Tafeln, als Throne der Seelen derer Verstorbenen, ihnen zu Ehren aufhängen?  
  Die Jesuiten behaupteten solches, die Dominicaner aber verwarffen solches als abergläubisch, weil sich solcher Gebrauch auf die Meynung gründe, daß die Seelen etwas göttliches wären, und auf der Menschen Gebet sich bey diesen Tafeln einfänden. Hierüber sind zwischen beyden Partheyen, die hefftigsten Streitigkeiten vorgefallen, und die Päbste wolten der Sache keinen Ausschlag geben, weil sie keiner Parthey wehe thun wolten. Als es aber die Jesuiten zu arg machten, ergiengen von Rom verschiedene Decrete wieder sie.  
  Vornehmlich ist das Edict merckwürdig welches der Päbstische Vicarius in der Provintz Fockien und Bischoff zu Conon Carl Maigrot 1693 auf Ansuchen der Dominicaner publicirte. Dieses enthielt unter andern folgendes:  
 
1) Die Christen solten dem Götzendienste, welchen die Sineser dem Confucius und ihren verstorbenen Vor-Eltern zu Ehren anstelleten, nicht beywohnen.
2) Lobte er in dem Edict diejenigen Mißionarien, welche die Ihrigen also unterrichteten, daß sie die Tafeln, die man zum Andencken der Verstorbenen aufzuhängen pflegte, entweder gar abschaffen, oder doch die gewöhnliche Aufschrifft: Der Thron der Seele N.N. weglassen, und davor bloß den Nahmen des Verstorbenen setzen solte.
 
  Dieses verursachte bey den Jesuiten eine grosse Erbitterung, und es kamen auf beyden Theilen sehr viele Schrifften zum Vorschein, von welchen wir nur des P. Carl Gobienus seine anführen wollen. Dieser gab 1698 Histoire de l'edit … heraus, in welcher er die Jesuiten vertheidigte. Diesem folgte eine andere Schrifft Eclairçissement donné a Monseigneur le Duc du Maine ... In diesem wolte er beweisen, daß der Dienst, den die Sineser dem Confucius und andern Verstorbenen erwiesen, eine bloß weltliche Verehrung sey.  
  Man kan eine grosse Menge solcher Schrifften in dem Artickel: Verehrung, antreffen.  
  Es ist den Jesuiten eben nicht übel auszulegen, daß sie den Dienst der Verstorbenen bey den Chinesern vertheidiget haben, denn sie haben bey einer andern Gelegenheit die eigene Sa-  
  {Sp. 2132}  
  che ihrer Kirche vertheidiget.  
  In der That ist die Anbetung der Heiligen, darüber die gesammte Römische Kirche so fest hält, von jener Gewohnheit der Chineser nicht so gar weit entfernt, und man hat ihnen mehr als einmahl eine schändliche Abgötterey vorgeworffen. Es vertheidigen sich auch die Römisch-Catholischen wegen dieses Dienstes mit eben den Waffen, welche die Jesuiten vor die Behauptung der Verehrung des Confucius bey den Chinesern gebraucht haben. Die Ähnlichkeit ist also in beyden Fällen sehr groß.  
  Es kommet aber, wie einige Protestanten vorgeben, die Anbetung der verstorbenen Heiligen aus der Platonischen Philosophie her, in der man behauptete: Daß die Dämones aus den Seelen der Verstorbenen würden. Weder Christus, noch die Apostel, noch die alte Kirche wissen etwas von dieser Anbetung.  
  Den ersten Saamen dieser Papistischen Lehre findet man bey dem Origenes im Jahr 350, welcher doch an dieser Anbetung zweiffelte, und also schreibt: Non est inconveniens, ego sic arbitror. Bald darauf nahmen sie diese Privat-Meynung in ihren öffentlichen Reden an, daß sie Basilius und Gregorius Nazianzenus öffentlich verdammte.  
  Im Jahr Christi 400 wolte diese Anbetung noch mehr überhand nehmen, doch zweiffelten noch die Kirchen-Väter dieses Jahrhunderts an solcher Meynung. Cyrillus verwarff dieselbe gar, wie auch die Griechische Kirche, doch die Occidentalische Kirche nahm sie an. Nach und nach nahm sie sehr überhand, als Leo, Victor, Fulgentz solche vermehrten.  
  Zu Carls des Grossen Zeiten widersetzten sich solcher Meynung Caßian, ein Spanischer Presbyter; unter dem Ludovicus Jonas Aurelianensis; Unter den Scholastickern Bonaventura. Unterdessen blieben sie bey ihrer Meynung.  
  Der Cultus geschahe theils mit Worten indem sie die Verstorbenen anbeteten, theils mit Gebehrden, indem sie nieder knieten, die Bilder küsseten, und ihre Hände ergriffen; theils mit Wercken, wenn sie ihnen Opffer brachten, Tempel und Altäre aufrichteten, und verehreten. Und diese Art der Anbetung ist bis auf den heutigen Tag beybehalten worden.  
  Die verstorbenen Heiligen, und ihr Gedächtniß können auf zweyerley Art betrachtet werden, nach ihrem Gebrauch und Mißbrauch. Die erstere Art bestehet darinne, daß wir  
 
1) ihr Gedächtniß hoch halten,
2) GOtt dancken, daß er so theure Lehrer in der Kirche erwecket hat,
3) daß wir ihren Tugenden nachfolgen,
4) daß wir ihre Beständigkeit und übrigen Tugenden recommendiren, und anpreisen.
 
  Allein dieses ist der Mißbrauch, wenn die Römische Kirche diese Heiligen anbetet, und sich ihr Verdienst zueignet. Ja die Canonisation der Verstorbenen Heiligen ist theils dem Irrthum unterworffen, wie Gregor. de Valentia … bekennet; theils weil sie neu ist, und vom Leo III, erst eingeführet worden; theils weil die Theile der Canonisation vergebens sind, als wenn die Päbste mit Rubric den Nahmen in den Calender bringen, einen gewissen Fest-Tag ankündigen, und die Messe feyern.  
  {Sp. 2133|S. 1080}  
  Wir können bey dieser Gelegenheit die Lehre von dem Gedächtnisse der Verstorbenen in Christo beybringen, die im Buche Interim ist vorgetragen worden, wenn es nicht zu weitläufftig wäre. Die gantze Sache läufft dahin, daß man für die Verstorbenen bitten solle, welches mit verschiedenen Zeugnissen des Chrysostomus, Damascenus, Augustinus und anderer weitläufftig bestätiget wird.  
  Ehe wir noch die Historische Abhandlung beschliessen, müssen wir noch der Toden auf einem Schiffe gedencken. Diese werden in die Decke ihres Bettes gewickelt, und über das Stierboord oder zur rechten Seiten des Schiffes ins Meer geworffen, worbey ein Stück-Schuß gethan wird. Die Todten über das Baboord oder zur lincken Hand des Schiffes über Bord zu werffen, ist unehrlich, und geschiehet solches dem todten Vieh. Die des Nachts sterben, werden des Morgends, und die des Tages sterben, des Nachts nach dem Gebet ins Meer geworffen. Fäschens Ingenieur Lexicon ...
  Wir kommen nunmehro zur  
     
  Physicalischen Abhandlung der Verstorbenen,  
     
  wobey wir einige Würckungen, Eigenschafften und Begebenheiten der todten Cörper nach der Physick untersuchen werden.  
  Man erkennet erstlich aus der Physick, und zwar aus der Lehre: Von der Schwere der Cörper in flüßigen Materien, wie es möglich sey, daß ein toder Cörper, der versuncken, nach einigen Tagen wieder in die Höhe komme. Es ist bekannt, daß wenn tode Leichname anfangen zu faulen, eine Jährung in den Säfften entstehet, welche die fleischichten Theile des Leibes erfüllen. Die Jährung treibet alles weiter aus einander, und macht, daß der Leichnam mehr Raum einnimmt, als vorhin. Daher kan es geschehen, daß er von leichterer Art wird als das Wasser, ob er gleich anfangs von schwerer Art war.  
  Derowegen, weil ein Cörper, wenn er leichter wird als das Wasser, nicht unter dem Wasser bleiben kan, so muß sich alsdenn auch der tode Leichnam heben, und in die Höhe gehen, biß er oben auf dem Wasser schwimmet, oder nur ein Theil davon hervor ragt. Man wird daher auch befinden, daß, wenn ein toder Leichnam, der unter dem Wasser gelegen, wieder vor sich in die Höhe kömmt, das Fleisch überall sehr aufgelauffen aussiehet, welches man absonderlich im Gesichte am leichtesten wahrnehmen kan.  
  Es ist ferner der Unterscheid hier zu bemercken, der sich, bey den toden Cörpern in Ansehung ihrer Verweßlichkeit zeigt. Ein menschlicher toder Cörper ist mehr zur Fäulung geneiget als der andere. Man findet davon beym Ammianus Marcellinus … eine merckwürdige Geschichte: Der Persische König Sapor belagerte die Stadt Amida, und verlohr davor dreyßig tausen Mann. Unter diesen Toden fand sich ein mercklicher Unterscheid. Die toden Cörper der Römischen Soldaten verfaulten bald und zerflossen, der Perser aber wurden dürre, wie ein Stock, und blieben ohne Fäulniß.  
  Man hat folgendes als eine Ursache dieses Unterscheids angege-  
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  ben, weil die Perser sparsamer gelebet, und in einem hitzigen Lande gebohren worden. Vielleicht werden auch die Leichname der Griechen durch das strenge Fasten, und einfache Speisen sehr ausgedrocknet, daß sie daher nicht so bald verfaulen als andere Cörper, die blutreich und voller Safft sind.  
  Solches kan auch von der Kranckheit herrühren, woran ein Mensch stirbt. Denn diejenigen, die an einer auszehrenden und ausdörrenden Kranckheit sterben, verfaulen nicht so leicht als andere. Ein hohes, sandiges, salpeterichtes Erdreich kan auch die toden Cörper eine Zeitlang für Fäulung bewahren, worzu auch die Kälte viel beyträgt, und was dergleichen Ursachen mehr sind, wodurch die Cörper natürlicher Weise unverweset erhalten werden.  
  Die Artzeney-Verständigen berichten uns auch, daß verschiedene Cörper entweder gleich, oder einige Stunden nach ihrem Tode geblutet haben. Sie setzen hinzu, es könne solches vielmehr geschehen, wenn tode Cörper viertzig Tage oder länger im Grabe gelegen, und zu faulen angefangen hätten.  
  Wer übrigens eine Beantwortung der Frage: Warum die toden Cörper zu bluten anfangen, wenn derjenige hinzu kömmt, der sie ermordet hat? zu lesen verlangt, der kan Pottä Magiam Naturalem … nachschlagen, wo eine weitläufftige Abhandlung anzutreffen ist.  
  Desgleichen kan man in der Curieusen Kunst- und Werck-Schule I Theil … Portä Anzeigung finden, wie tode Cörper lange unverweßlich zu erhalten sind.  
  Von dem Schmatzen der Verstorbenen kan man den Artickel: Toden (Schmatzen der) im XLIV Bande, p. 664 u.ff. aufschlagen, wo zugleich die Ursachen desselben angeführet worden sind.  
     

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HIS-Data 5028-47-2123-1-01: Zedler: Verstorbene [1] HIS-Data Home
SStand: 2. April 2014 © Hans-Walter Pries