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Zedler: Ungnade HIS-Data
5028-49-1548-9
Titel: Ungnade
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 49 Sp. 1548
Jahr: 1746
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 49 S. 789
Vorheriger Artikel: Ungnad, Personen
Folgender Artikel: Ungnade, Geschlecht
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen
  • : Absatz in der Vorlage vorhanden

  Text Quellenangaben
  Ungnade, Lat. Indignatio,[1] Frantz. Disgrace, oder Indignation, heisset der gefassete Unwille eines Obern gegen seine Unterthanen.
[1] HIS-Data: vergl. Verdruß
  Wenn ein Fürst bey Vermeidung seiner höchsten Ungnade etwas verbeut; so sind die Rechts-Gelehrten nicht einig, ob auch alsdenn den Übertreter seine Güter eingezogen werden mögen? die, so die Mittel-Strasse zu halten beflissen sind, machen einen Unterscheid, und sagen, daß es alsdenn wohl geschehen möge, wenn das Verbot rechtmäßig, oder die Übertretung so beschaffen ist, daß sie die Verwirckung der Güter nach sich ziehe. Besold.
  Siehe den Artickel: Bey Verlierung des Herrn Gnade, im III. Bande, p. 1640.  
  Wie die ungewöhnliche Gnade, also sind auch die unvermuthete Ungnade an hohen Höfen gar gemein und täglich anzumercken, wiewohl die Ursachen derselben mehrentheils verborgen bleiben. Von Günstlingen, so in ihrer Hrn. Ungnade gefallen, hat D. Louvet unter dem Tittel: Hist. des Favorits disgraciês viel Exempel zusammengetragen.  
  Im Psalm LXXXV. 5, wo wir folgende Worte lesen: Tröste uns GOtt! unser Heyland, und laß ab von deiner Ungnade über uns bedeutet Ungnade nach dem Hebräischen insgemein eine starcke Veränderung und Bewegung des Gemüths, welche entweder aus Zorn, oder innerlicher Betrübniß herrühret, daher dieses Wort dem Lachen entgegen gesetzet wird, Pred. Sal. VII, 3. Cap. XI. 10.
  und in der Schrifft unterschiedlich verteutschet wird,  
 
  • durch Trauren,
  • Sprüchw. XVII. 25. 1.
  • Sam. I 16.
 
  • bald durch Grämen,
Prediger Buch I. 18.
 
  • bald durch Eifer,
Hiob V. 2
  5 Mose XXXII. 19.
 
  • etc.
 
  Wenn nun solches von GOtt gesaget wird, geschicht es auf menschliche Art und Weise, daß man keinesweges eine Veränderung oder Bewegung des Gemüthes in dem unveränderlichen Gott suchen darff; sondern wenn die Menschen sich verändern, so fängt GOtt an zu straffen, und verwandelt seine vorige Gnade  
  {Sp. 1549|S. 790}  
  in lauter Zorn und Ungnade, er verwandel sich in einem Grausamen, Hiob XXX, 21.
  Daß dieses GOtt wircken und zwar den Menschen von allen Guten ausschliessen, und mit allen nur ersinnlichen Übeln belegen könne, erweiset seine Allmacht, da er alles, was nur möglich, vermag. Ja wenn er sich selbst nur ihm erziehet, folget dieses alles von freyen Stücken. Daß ers aber auch nach Beschaffenheit der Umstände wolle, kan man daher sehen, daß er die Sünden der Menschen straffen muß, dergestalt, daß er selbst sich von ihnen abwendet.  
  Wenn man nun noch voraussetzte, daß ein Verbrechen der Menschen so groß wäre, daß es ewige Strafe verdiente, könnte, und wolte auch GOTT der HErr einem solchen Menschen ewig höchst unglückselig machen. Auf solche Weise kan GOtt der HErr den Menschen an Leib und Seele auf ewig verderben, und hat man diesfalls ihn mehr zu fürchten, als die gantze Welt. Dasjenige aber, worinne alles, so den Menschen höchst elend machet, sich vereiniget, ist seine Ungnade und Zorn.  
  Dennoch bleibt GOtt der HErr bey dem allen gerecht und heilig. Nichts ist vor sich böse, sondern durch Verhalten und Mißbrauch des Menschen. Also ist auch selbst GOttes Ungnade und Zorn vor sich nichts böses; sondern es dienet vielmehr zur Rettung göttlicher Ehre, und wenn der Mensch sich recht dargegen verhält, kan er ihn vor Sünden bewahren, auch vor seinen Feinden beschützen. Derowegen liegts an den Menschen selbst, daß ihn GOttes Zorn verdammet, der ihm sonst zur Besserung und Glückseligkeit gereichen könnte. Also bleibet hierbey GOtt dennoch von aller Unvollkommenheit völlig frey gesprochen, und ist vollkommen heilig.  
  Eben so wenig streitet es mit seiner Gerechtigkeit, denn Straffe und Zorn verdienen die Menschen mit ihren Sünden, er aber muß seine Ehre retten, ob auch gleich keine Seligkeit der Creaturen damit bestehen kan. Zimmermanns natürliche Erkänntniß GOtes ...
     

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Stand: 28. März 2013 © Hans-Walter Pries