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Zedler: Wald [6] HIS-Data
5028-52-1145-6-06
Titel: Wald [6]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 52 Sp. 1185
Jahr: 1747
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 52 S. 604
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Übersicht
Einen Wald auszumeßen
Den Werth eines Waldes zu schätzen
Einen Wald einzutheilen

  Text  
  Dieses wäre nun also dasjenige, was wir von dem Abnehmen und der Verbesserung der Wälder haben sagen wollen; nun ist noch übrig, kürtzlich zu beschreiben, wie man einen Wald ausmessen, seinen Werth schätzen, und selbigen eintheilen soll.  
     
  Einen Wald auszumeßen.  
  Wenn man einen Wald an der Seite ausmessen will, so muß man nothwendig auf der Ecken oder Winckel anfangen, und den Winckel durch das Gesichte und Instrumentsvisir genau mercken, wie sich solcher der Natur nach einem vorstellet, ob es ein spitziger, gerechter, oder stumpfer Winckel oder Schmiege sey, wie es die Werckleute nennen, solches anmercken und von dem Stande richtig schreiten, wie viele Schritte man bis an die Ecke oder Winckel bekommen möge, wohin man gesehen hat, welches man auch anmercken, und allezeit nach solchem Ziele ein weisses Papier stecken lassen muß; auf solchen neuen Winckel oder Schmiege, muß man das Absehen, so wohl rückwärts, wo man hergekommen, als dahin, wohin man ferner verlanget, visiren, und solchen Winckel ebenfalls, ob es ein scharffer Winckel, ein rechter oder stumpfer, oder ein schiefer Winckel, anmercken; gleichergestalt auch solche Länge, wohin man will, anmercken, und auf diese Art und Weise, obbeschriebener maßen mit allen vorfallenden Winckeln oder Schmiegen verfahren, und die Länge abschreiten; es mag eine grosse Heide, Wald, Busch, Morast oder Dickigt seyn, auch die darinnen befindlichen Strassen, Flügel, Wege und Stege gerade oder krum gehen, so bestehen sie in nichts anders, als in Winckeln und Längen zu mercken.  
  Wenn man denn nun haussen im Walde die gefundenen Winckel beobachtet und die Länge abgeschritten, so verzeichnet man mit dem Transporteur nach dem gefundenen Grade die Winckel auf dem Papier, und schreitet ins kleine der Länge nach durch den Zirckel die Anzahl der gehabten Schritte, verzeichnet solches mit blinden Linien oder Bleystift, nach dem verjüngten Maasstab richtig aufs Papier, so kan man nicht fehlen, es muß der Wald auf dem Papier eben solche Figur vorstellen und sich genau darstellen, wie er ins grosse gewachsen, haussen zu befinden ist.  
  Nächst diesen Waldes nachbarlichen Gräntzen und Nahmen muß man auch nothwendig die zwey u. dreyßig Winde, sonderlich die vier Haupt-Theile, als Morgen, Mittag und Abend und Mitternacht, durch die Magnet-Nadel genau anmercken, und alle Specialia bemercken. Solchergestalt kan einem Forst-  
  {Sp. 1186}  
  Herren eine dergleichen Land-Charte, oder nach dem verjüngten Maasstabe verfertigeter Grund-Riß gar sehr nützlich und vorträglich seyn, wenn er darinnen gleichsam von oben herab der Nachbaren Gräntze, seine Heyden und Wälder, Behältnisse, Dickigte und Moräste, die dadurch befindliche Strassen und Wege, die Nahmen der Örter, alles bekannt und deutlich geschrieben findet; er kan auch alsdenn die Wälder und deren Dickigte auf den Wegen oder Flügeln mit dem Zirckel nach dem verjüngten Maasstabe richtig abmessen, und wie viel Fuder Zeug, Tücher oder Netze er zu einem Jagen nöthig habe, und wie eines oder das andere anzustellen sey, gar leicht ohne Mühe daraus beurtheilen.  
  Er kan auch ferner auf solchem Risse, die natürlichen Strassen, Wege, und Stege des Waldes, ob sie zu Haupt- Stelle- oder Treibeflügeln tüchtig, oder ob es zu weitläufftig und er mit dem Zeuge zu stellen auskomme, oder ob er nothwendig andere neue Flügel an bequemen Örtern müsse hauen lassen, woher das Treiben komme, und wohin der Abjagungsflügel und Laufplatz sich schicken möchte, nebst andern Dingen mehr, deutlich ersehen, so zu seiner Nachricht dienlich seyn würde.  
  Solchergestalt kan er ohne grosse Mühe in kurtzer Zeit allenthalben der Wege und Stege recht kundig werden, da er sonsten, wenn er zumahl der Gelegenheit und Örter noch fremde und unbekannt wäre, solches in langer Zeit durch eigene Erfahrung mit vielfältigen Umlauffen, sauerer Mühe und Fleiß, erkundigen müste, und dennoch ohne dieses Mittel nicht sattsam weder sich selbst, oder seinen Vorgesetzten, noch seinen Untergebenen vorstellen und zeigen könnte.  
  Was nun eigentlich die Art und Weise, wie man verfahren müsse, oder wie solche Geometrische Einholung oder Ausmessung recht genau und just müsse vorgenommen werden, wovon gar wohl und gütlich ein absonderlicher Geometrischer Tractat, zu beschreiben höchstnöthig wäre, so dienet kürtzlich zu wissen, daß die Ingenieurs oder Feldmesser bey der Geometrie in Beobachtung aller Winckel, entweder durch ihr mathematisches Instrument, das Astrolabium genannt, worauf in einem Zirckel dreyhundert und sechtzig Grad getheilet, durch das Visir sehen, und bemercken: Nachgehends auf den Riß ins kleine durch den Transporteur oder Halbzierckel, welcher in hundert und achtzig Grad getheilet, also folglich seinen rechten Winckel mit neuntzig Grad ausweiset, solche gefundene und bemerckte Grade abtragen: Oder es bemercken andere jeden Stand oder Winckel auch nach der Schiffs-Kunst durch den See-Compaß, worauf die zwey und dreyßig Winde verzeichnet, und vornehmlich die vier Haupt-Theile, als Morgen, Mittag, Abend und Mitternacht zu befinden, vermittelst der Magnet-Nadel, als welche allezeit natürlicher Weise nach Norden, oder Mitternacht zeiget, wie es ebenfalls in den Bergwercken die Marckscheider beobachten.  
  Die Längen aber werden durch Ruthen, so in zehen Schuh, die Schuhe in zehen Zoll, die Zolle in zehen Gran, die Gran in zehen Scrupel getheilet werden, von etlichen auch durch Klafftern oder Ellen gemessen, und solches  
  {Sp. 1187|S. 607}  
  nach dem verjüngten Maasstab, oder kleinern proportionirten Länge, auf dem Papier durch den Zirckel abgetragen, wie es sonstem an andern Orten theoretisch und practisch deutlich vorgestellet worden.  
  Und weil zu besorgen, es möchte einer sich so wohl in die Grade des Astrolabii und behörigen Transporteurs verirren, oder durch den See-Paß in die vielfältigen fremden Nahmen der zwey und dreyßig Winde verwickeln, auch wohl in den Ruthen, Schuhen, Zollen, Gran oder Scrupeln sich verirren, mithin verdrüßlich werden, und diß Werck liegen lassen; als hat man hier eine gantz leichte und deutliche bequeme Manier melden wollen:  
  Nehmlich man stecket einen Stock in den Winckel recht perpendiculariter feste ein, und auf solchen hat man ein recht viereckigt klein Bretlein, so im Centro durch ein Linial fest angenagelt ist, unter solches Linial klebet man mit Wachs ein weiß Papier, dichte an den Mittelpunct, und visiret oder siehet durch die über dem Mittelpuncte gehende Linie nach dem Linial in der Ferne vorgesetzte zwey Ziele.  
  Wenn man nun beyde Ziele bemercket, wie der Winckel gewesen, so bemercket man solches Papier mit dem gefundenen Winckel No. 1. oder dem Buchstaben A welches beliebig ist, und hebet dieses Papier auf, kommt man auf den andern Stand, Winckel, oder Ecke, so zeichnet man auf ein rein Papier, und bemercket ebenfalls den Winckel, zeichnet solches mit dem Buchstaben B. oder No. 2. und auf solche Art verfähret man mit allen Winckeln, welche Papiere oder gefundene Winckel man beym Abtragen auf den Riß, nach ihren Nummern deutlich durchstechen und verzeichnen kan, wie es hierinnen die Übung am besten lehret. Die Längen, Weiten oder Distantzen von einem Stande zum andern werden am füglichsten durch Schritte abgemessen, und nach dem verjüngten Maasstabe, oder kleinern Länge, mit den Zirckel abgetragen.  
  Und dieses ist unseres Erachtens die geschwindeste Methode, alle vorfallende Winckel und Längen zu bemercken, auszumessen, und auf den Riß abzutragen.  
  Was aber die Planimetriam oder Oberflächen der Wälder, Continenten, Innhalt und Quadrat- Maßes Calculirung betrifft, wie viel solcher Platz oder Area Innhalt habe, ingleichen die richtige Theilung derselben, wollen wir hier, weil es zu weitläufftig fallen würde, mit allem Fleiß übergehen.  
     
  Den Werth eines Waldes zu schätzen.  
  Da wir nun gewiesen haben, wie man die Wälder Geometrisch ausmessen, einholen, und solche nach dem verjüngten Maasstabe auf die Mappa oder Papier in Riß bringen kan: So möchte die Frage vorfallen, was denn eigentlich der eingeholte Wald gründlich in der That werth sey, und wie solcher zu taxiren, zu verkauffen, Erbe daraus zu machen, Leibgedinge darauf zu verschreiben, zu vertauschen, Onera darauf zu legen, zu kauffen, an sich zu handeln, der rechte eigentliche Preiß zu erfahren.  
  Hier muß man aber alle diejenigen nöthigen Geometrischen Aufgaben oder Propositiones, oder Handgriffe, welche mit dem Zirckel zu machen, verstehen, und diesen wohl zu  
  {Sp. 1188}  
  regieren wissen, als eine Perpendicular mitten auf der Basin oder am Ende zu fällen, eine Diagonal-Linie in einem Quadrat von einem Eck zum andern zu ziehen, eine Parallel-Linie, ingleichen Triangel und Quadrat, und so fort, bis auf zwölff Eck in einen Zirckel zu formiren, und dergleichen mehr, deren die Geometristen sechs und dreyßig an der Zahl rechnen.  
  Ferner muß er auch des Rechnens einiger massen erfahren seyn, wenigstens die sechs gewöhnlichen Species der Rechen-Kunst verstehen, als: Die Addition, Subtraction, Multiplication, Division, Regul de Tri, und die Auszühung der Wurtzel, damit um desto leichter die Sache in gründlichem Verstande erwogen und begriffen werden könne.  
  Was nun die vorgenommene Ausrechnung der Continenten, Oberflächen, oder des Innhaltes eines Waldes betrifft, welches die Geometristen Planimetriam heissen, so geschiehet solche folgender Gestalt: Nehmlich, hat man den Wald oder Aream, den Grund und Boden in seiner Oberfläche nach dem verjüngten Maasstab auf den Riß gebracht, es stelle sich nur die Figur des Waldes so ungleich vor, als sie wolle, so ziehet man eine Diagonal-Linie von einer Ecke zur andern, daß man aus allen viereckigten Figuren lauter Triangel habe, nehme solche Triangel einen jeden nach seiner besondern Größe vor sich, und fälle aus dem kurtzen Winckel ein Perpendicular auf der Basi, messe die Basin, wie viel Ruthen, wie auch der Perpendicular ihr Quantum; alsdenn setze man die Summa von der Basi und multiplicire mit der halben Perpendicular, so bringet das Facit richtig heraus, wie viel Quadrat-Ruthen dieser triangelte Platz Innhalt habe; hat man aber ein regulair Quadrat vor sich, so setzet man das Quantum der Basis, und multipliciret es mit der Perpendicular, so bekommt man das Quantum des Quadrats.  
  Wie man nun mit diesen verfähret, so muß man es mit den andern Triangeln gleichergestalt machen; letztlich muß man aller Triangel Facit summiren, so wird des Waldes wahrer und eigentlicher Innhalt herauskommen.  
  Nun ist notorisch, daß bey den Geometristen jederzeit eines Acker Landes Innhalt dreyhundert Quadrat-Ruthen habe, welche man um solche deutlicher zu begreiffen, nicht besser vergleichen kan, als mit den viereckigten Feldern auf einem Bretspiele, so schwartz und weiß eingetheilet sind, und in der Summa ein Quantum austragen; eben auf diese Art muß ein Acker Landes diese drey hundert Quadrat-Ruthen Innhalt haben, er mag nun seyn, rund, drey- oder viereckigt, gleicher oder ungleicher Figur, und also hat man auf diese Art den eigentlichen Innhalt des Waldes.  
  Bestehet nun solcher in einerley Erdboden, einerley Art Bäumen, einerley Wachsthume und dergleichen, so nimmt man einen Platz vor sich, etwan am Rande des Waldes, wo ein Schlag oder Gehäue zu machen nicht schädlich, und läst daselbst etwan einen halben Acker oder weniger Holtz wegschlagen, zu Klafftern setzen, nach Land üblichen Preiß, wie viel daraus Klafftern worden, zu Gelde taxiren; wie viel nun ein Acker genutzet, ebenso viel trägt der gantze Wald, so viel er Acker in sich hält.  
  {Sp. 1189|S. 608}  
  Wobey aber zu unterscheiden, daß an den Örtern, wo hin und wieder magerer sandigter Grund und Boden, folglich kurtz gewachsene verbutte Bäume sind, so nicht viel herausgeben, das Quantum zu mindern; dergleichen auch an solchen Orten zu thun, wo die Vorfahren zu viel Bäume umgehauen, und wenig oder gar kein Wiederwachs zu vermuthen; nicht weniger sind auszunehmen die grossen Blößen, Moräste ohne Holtz, breite doppelte Fuhrstrassen, gangbare Wiesen und Äcker, so in dem Walde befindlich, Letztlich ist auch zu beurtheilen, die Art des Holtzes, denn im schwartzen feuchten Boden, wächset das ebsene, erlene, Äspen- und Eschen- Holtz nach dem Hiebe in kurtzer Zeit geschwinder zum Gebrauch wieder auf, als das tännene, fichtene und kieferne: und dieses doch noch eher als das harte, eichene und buchene.  
  Was nun diese letztere, als eichene und buchene Masthölzer, zu taxiren, eigentlich betrifft, solches muß aus der alten abgelebten erfahrnen Einwohner wahren eydlichen Aussage, wie viel bey guter Mast, auch zuweilen, da es nur Sprengmast gewesen, durch Schweinhüten und Eichel-Lesen vor diesem genützet worden? Ob auch nach dem die Bohlenschneider und Staffhauer oder Böttiger eine Menge Eichen heraus gehauen? Nach diesen und dergleichen Umständen muß das Quantum der Mast taxiret, und zu dem andern Holtze, als ein Interesse, wie es sich nutzet, gerechnet werden, so wird man den Innhalt des gantzen Waldes, was er recht eigentlich werth sey, gründlich begriffen.  
     
  Einen Wald einzutheilen.  
  Solte nun aber dieser Wald in Erbschafft getheilet werden, welches die Geometristen nach ihren Terminis die Geodäsiam, oder die Landtheilung heissen, so muß derselbe vorhero durch die Planimetrie eingeholet und ausgerechnet, so denn, woferne anders nicht gewisse Dorfgräntzen durch den Wald gehen, wornach sich zu richten wäre, oder die Erben sich sonst gewisser massen nicht vergleichen könnten, nach der vorhabenden Figur so viel, als möglich vor Recht und Gütigkeit die Scheine oder Gräntze der Erbtheile abgezeichnet werden.  
  Es haben zwar die Geometristen hierinnen eine weitläufftige Unterweisung der Triangel und Quadraten auch anderer Figuren durch die Rechenkunst eine Gräntze zu treffen; weil aber solches hier zu weitläufftig und verdrüßlich fallen möchte, das vielfältige schwere Rechnen, Regul de Tri und dergleichen anzuführen, es auch selten und niemahls bräuchlich, einen Wald also erblich in viel Theile zu vertheilen, so hat man dieses billig mit Fleiß hier übergehen wollen; es muß also hierbey der Augenschein das beste thun.  
  Und da man nun vorgeschriebener massen, wie gemeldet, solcher Heyden und Wälder geometrisch in einem richtigen Grundriss verzeichnet, oder eingeholet, und nach dem verjüngten Maasstabe auf dem Papier abgetragen, wird man sonder Zweifel nicht allein die Dickigte, Moräste oder Behältnisse, sondern auch die Fuhrstrassen, Wege und Stege, auch alle vorfallende Gelegenheiten darinnen ersehen und dabey beobachten können, von welchen  
  {Sp. 1190}  
  Feldern und an welcher Seite das meiste Wildprät seinen Wechsel halte, oder Abends und Morgens das Gräß zu suchen pflege, wo es hierauf, gemeiniglich des Tages über, sein Behältniß, Lager und Stand zu nehmen pflege, und so es darinnen verstöhret, wohin es so denn seine Flucht nehmen würde. Solche und dergleichen merckwürdige Beobachtungen müste man sich auf ermeldetem Grundrisse anmercken.  
  Aus was vor einer vorfallenden Gegend einem aber der eingeholte und ins kleine verzeichnete Waldriß mit seinen Zubehörungen vor eine Figur, Form und Gestalt zeiget und darstellet, und wohin man mit der Zeit gedächte den nöthigen Lauf-Platz zu ordnen, muß man vornehmlich hierauf Achtung geben, und seinen Zweck gantz darauf einrichten, daß vor allen Dingen daselbst die behörigen Dickigten oder Behältnisse, ingleichen auch die Quellwasser vorhanden seyn, wobey der Lauf, nach Gelegenheit des Wildpräts Wechsel und Windes Vermerckung, auf einem freyen Platze, Wiesen oder Leddigen heraus komme, auch wo die zur Jagd begierige Herrschafft ihr Nacht-Quartier nicht zu weit davon haben könne, mithin muß man daselbst den Anfang zu solcher Abtheilung, der hierzu sehr vortheilhaftigen Beflügelung solcher Heyden und Wäldern vornehmen.  
  Nun ist ja jederman bekannt, daß die Natur ermeldeten Laufplatz Quellwasser und Dickigten nicht nach unserer Einbildung, sondern nach ihren eigenen Gutbefinden, Grund und Bodens Gelegenheit, freywillig hat wachsen lassen; zu dem gehen ja die meisten Fuhrstrassen, Wege und Stege krumm, rund, hin und wieder gantz ungleich, wie man aus dem gefundenen Abrisse klar ersehen kan. Daferne man nun solte nach solchen Strassen oder Wegen dem Gleisse nach mit dem Jagdgezeuge, Tüchern- oder Garnen, selbige so hinstellen und abführen lassen, so würde ohne Zweifel noch einmahl so viel Zeug hierzu erfordert werden. Wie man nun auf dem Papiere oder gemachten Abrisse das Concept nach Gutbefinden und Gelegenheit gemachet hat, und auf was Art und Weise man sich resolviret, nach der Figur des Waldes, die Hauptflügel, ingleichen die Treibeflügel, wie auch die Stellflügel zu ordnen, und nach dem Risse solche Linien, so auf die Strassen treffen, zum Vortheil dienen; so kan man sich als denn leichte helffen, und zu besserer Übung an dem Orte, wie man es in seinem Concepte haben wollen, anfangen.  
  Wie nun draußen an dem Walde der Compaß oder die Magnet-Nadel anfänglich zeiget, mit solchem muß man unverrückt die Linie oder den verlangten Flügel anfänglich durch wenige Flecken verzeichnen lassen, bis man richtig auf begehrten Ort durchgekommen, alsdenn kan man nach und nach, daferne man gefehlet, durch Anschalmen oder Laschen deutlicher bemercken, und wenn alles verlangeter massen richtig, endlich die nöthigen Zeichen an starcke Bäume schlagen lassen, nehmlich auf die Treibeflügel, gebräuchliche Ziffern oder Zahlen, und auf die Stellflügel, gebührliche Buchstaben, und werden dieselben, so sie verzeichnet, ausgehauen, und mit hellrother Ölfarbe angestrichen. Wenn es aber nach etlichen Jahren mit Hartz verlauffen oder die Rinde überwachsen, so wird es verneuret,  
  {Sp. 1191|S. 609}  
  solche Flügel von Windfällen und verwachsenen Sträuchern geräumet, und ebenfalls, zum Nutzen verbrauchet.  
  Hierbey ist auch zu mercken, daß, wo es leichte Holtz und die Bäume eintzeln und weit von einander stehen, auch solche Treibeflügel viel weitläuftiger kommen, als wo es grosse Dickigten und dick verwachsenen Behältnisse giebet, da kommen die Flügel schon viel enger, wenn das Treibevolck alda schon dicker in einander zu stehen kommt, welches alles sich nicht sogar eigentlich erzwingen lässet, sondern hauptsächlich auf die gründliche Übung ankommt.  
  Wie denn ein Jäger nicht allezeit bey Beflügelung der Wälder mit Stellen des Gezeuges sich nach den ordentlichen Flügeln richten kan, sondern es muß derselbe sein Absehen vornehmlich mit auf das Wildprät haben, was für Art desselben, wie, wo und wieviel darinnen befindlich, oder wo es hinaus lauffen möchte, denn daselbst muß er nach Gelegenheit solche alte Wege zu stellen aussuchen, damit er sich nicht aufhalten dürffe; und können dahero die Weise- oder Seitenflügel zum Abjagen niemahls eher gemachet werden, als bis man das Wildpräth zusammen hat, alsdenn kan man von der Seiten antreiben, und die Wildpräts-Kammer, als die beyden weisse Flügel und Rundirung, verfertigen lassen, weil das Wildprät sehr verhinderlich, und man dahero mit dem Lauf- und Abjagen, wo man es anbringen kan, nach dem Wildprät sich richten muß; es wäre denn Sache, daß eine grosse Heyde an einem bequemen Orte mit einem Abjagungsflügel beständig versehen, und geordnet, und daß man einmahl wie das andere einen Ort bejagen könnte, so hätte man allezeit fertige Flügel beständig. Es pfleget aber das Dickigt in der Kammer auszuwachsen, daß es mit der Zeit schwach, lang und durchsichtig, also hierzu untauglich wird, welches man nothwendig beobachten muß.  
  Wie ein Wald in den Plans gezeichnet werde, weiset Johann Rudolph Fäsch in seinem Ingenieur und Artillerie-Lexico, Tab. VII.  
  Bey Käsmarck ist ein schönes Lustwäldlein, welches Stockau heisset, und aus lauter Kienbäumen von einerley Höhe bestehet, so, daß man viele überredet, als werde das Wäldlein jährlich beschnitten. Breßlauer Naturgeschichte, Vers. XXVII. p. 23.  
       

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HIS-Data 5028-52-1145-6-06: Zedler: Wald [6] HIS-Data Home
Stand: 4. April 2013 © Hans-Walter Pries