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Zedler: Zustand HIS-Data
5028-64-772-7
Titel: Zustand
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 64 Sp. 772
Jahr: 1750
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 64 S. 399
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Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen
  • : Absatz in der Vorlage vorhanden

  Text   Quellenangaben
  Zustand, der Zustand eines Dinges, Lat. Status entis, ist die Art der Einschränckung desselben Dinges.  
  Nehmlich wenn die veränderliche Dinge auf eine gewisse Art bestimmet werden: so haben wir das, was ein Zustand heisset. Weil bey GOtt nichts veränderliches ist: befindet sich derselbe, accurat zu reden, in keinem Zustande.  
     
  Eintheilung.  
  Geschiehet nun die Einschränckung in dem, wodurch die Sache bestehet; so heisset es der innere Zustand eines Dinges: gehet sie aber dasjenige an, was ausser einem Dinge ist, das ist, dasjenige, wodurch es sich auf andere Dinge beziehet; so heisset es der äussere Zustand desselben.  
  Z.E. Die Begriffe, welche die Seele hervorbringet, und ihre Appetite sind Einschränckungen ihrer Krafft, und demnach machen sie Ihren Zustand und zwar ihren innern aus. Hingegen die Grösse unsers Vermögens, unserer Ehre und die Menge unserer Freunde und Feinde machen den äussern Zustand des Menschen aus. Es hat diese Eintheilung in der Moral grossen Nutzen, siehe Cantzens Disc. mor. p. 57 u. ff. de statu naturae.
  Beyde Arten des Zustandes, nehmlich sowohl der innere als der äussere, können entweder gut, oder schlimm seyn, welches nach der Vollkommenheit, die eine Sache an sich haben soll, zu beurtheilen. So ist der Zustand eines Menschen auf Seiten seines Leibes gut, wenn er gesund ist: auf Seiten des Verstandes, wenn er vernünfftig, und das Wahre vom Falschen zu unterscheiden weiß, und in Ansehung des Willens, wenn er sich der Tugend befleißiget, woraus leicht zu schliessen, worauf das  
  {Sp. 773|S. 400}  
  Gegentheil ankomme, wenn der Zustand eines Menschen schlimm ist. Beyde haben ihre gewisse Grade, und sind veränderlich, welches man aus der täglichen Erfahrung weiß, daß unter andern ein Tugendhaffter böse, ein Gesunder kranck, ein Reicher arm, und wieder ein Armer reich, ein Krancker gesund, ein Böser fromm u.s.w. wird. Walchs Philosophisches Lexicon.
     
  Wie lange der Zustand eines Dinges unverändert sey?  
  So lange demnach einerley Einschränckung bleibet, so lange ist der Zustand eines Dinges einerley; als wenn unser Vermögen und unsere Ehre nebst der Anzahl der Freunde und Feinde wieder ab- noch zunimmet; so bleibet unser äusserer Zustand ungeändert, oder einerley. Hingegen so bald diese aufhöret, und eine andere anfängt zu seyn, so bald ändert sich auch der Zustand, als wenn entweder unser Vermögen oder Ehre ab- oder zunimmet, oder auch die Anzahl der Freunde und Feinde geändert wird; so ändert sich der äussere Zustand des Menschen.  
     
  Wie offt ein Ding in einen andern Zustand kommet, und wie man es erkennet.  
  Da die Veränderungen insgesammt nichts anders als Abwechslung in der Schrancken sind; so wird ein Ding durch jede Veränderung, die sich in ihm oder um dasselbe ereignet, in einen andern Zustand gesetzet. Und ist also die Vergleichung der gegenwärtigen Schrancken mit den vorhergehenden das Mittel, dadurch man die Veränderungen u. den neuen Zustand erkennen kan; Ingleichen das Mittel, wodurch man den Unterscheid des gegenwärtigen Zustandes mit dem vorhergehenden bestimmen kan, als wenn man in dem vorigen Exempel das gegenwärtige Vermögen aus dem vorhergehenden, die gegenwärtige Ehre mit der vorigen, und so weiter fort vergleichet, so erkennet man den Unterscheid zwischen dem gegenwärtigen äussern Zustand und dem vergangenen.
  • Wolffs vernünfftige Gedancken von GOtt der Welt, und der Seele des Menschen etc. §. 121. u.ff.
  • Stiebritzens Erläuterung der Wolffischen vernünfftigen Gedancken von allen Dingen überhaupt etc. § 135.
     
  Der gegenwärtige Zustand eines Dinges muß in seinem vorhergehenden Zustande gegründet seyn.  
  Dieses wird auf folgende Art erwiesen: Der Zustand entstehet aus der Bestimmung des Veränderlichen. Alles, was geschieht, muß seinen Grund haben; und also haben auch die Veränderungen eines Dinges ihren Grund. Die Würckungen haben ihren Grund in dem Dinge selbst, daraus sie entstehen, und also in seinem vorhergehenden Zustande; die Leidenschafften aber setzen zum wenigsten eine Fähigkeit in denselben zum Grunde. Und also sind auch diese in dem vorigen Zustande desselben, obwohl nicht gantz allein, gegründet. Gottscheds erste Gründe der gesammten Weltweisheit, Theor. Theil §. 303.
  Siehe auch den Artickel: Stand, im XXXIX Bande, p. 1093. u.ff.  
     

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Stand: 1. Mai 2012 © Hans-Walter Pries