Zuerst war an dieser Stelle die kurfürstl. Burg oder Schloß, welche
vermuthlich im 14ten Jahrhunderte gebauet war. Nachdem {S. 16} Kurf.
Friedrich II 1448 das Schloß zu Kölln gebauet hatte, verlieh
er 1451 dieses damals so genannte hohe Haus dem Ritter
George von Waldenfels zu einem rechten Burglehn. Im
16ten Jahrhunderte besaß Henning Reiche oder Ryke
(aus einem in der ältern Berlinischen Geschichte sehr bekannten Geschlechte)
dasselbe. Nachher fiel es an den Kurfürsten zurück, der es nach und nach
verschiedenen Personen zur Wohnung eingab. Unter Kurf. Friedrich Wilhelm
war es eine Zeitlang die Wohnung des Guverneurs. Unter
König Friedrich I ward hier 1705 eine
Ritterakademie angelegt, die aber schon 1712 in Schulden und äußersten
Verfall gerathen war. Daher ward dieses Gebäude 1713 dem damaligen Geheimenkriegsrath
(nachherigen Staatsminister) von Kraut gegeben, welcher darin
auf seine Kosten ein Lagerhaus von Wolle errichtete, woraus den
Tuch- und Zeugmachern die Wolle geliefert, und die von ihnen verfertigten Tücher
und Zeuge abgenommen werden sollten. Diese vortrefliche Anstalt ist der Grund
der nachher so ungemein vermehrten Wollmanufakturen in der Kurmark. Als
Kraut 1723 starb, traten dessen Erben ihr im Lagerhause habendes
Kapital dem großen Waisenhause in Potsdam ab, welches es 1764 dem Hrn.
Geheimenkommerzienrath Schmits gegen eine jährliche ansehnliche
Rekognition überlassen hat. Anjetzt ist in diesem weitläuftigen Gebäude eine
sehr ansehnliche Manufaktur von feinen und Montirungstüchern, desgleichen von
leichten wollenen Zeugen, wie auch die dazu gehörigen Färbereyen und andere
nöthige Gebäude, nebst den Wohnungen für die Unternehmer, wie
auch für Kommisen, Werkmeister u.s.w. Ein Theil der ehemaligen
Klostergebäude war im vorigen Jahrhunderte zum Provianthause
gewidmet worden. Dieß brannte 1712 ab, und ward 1716 zum Lagerhause geschlagen
*) und wieder neu aufgebauet. Es macht jetzt die linke Seite des Lagerhauses
aus. |