3) Der Durchgang, eine Straße bey der Ritterakademie.
Lage
In den ältesten Zeiten war diesseits dieser jetzigen Straße ein sehr enges Gäßchen, welches das Spreegäßlein, auch um 1644 das Frauengäßlein *) hieß. 1657 befahl Kurf. Friedrich Wilhelm, theils wegen Unreinlichkeit, theils wegen Feuersgefahr, daß der Rath zu Berlin dies Gäßchen breiter machen und pflastern sollte. Weil sich derselbe aber wegen Mangel des Geldes  {S. 7} entschuldigte, so kaufte der Hofrentmeister Michael Matthias, als Eigenthümer der beiden Freyhäuser an der Ecke der heil. Geiststraße, den Platz zu der itzigen Gasse (oder dem Durchgange) von dem (auf der Seite des jetzigen Joach. Gymnasiums liegenden) Tuchmacher- Full- (oder Walk-) Garten, ließ sie auf seine Kosten pflastern und den Kanal darunter führen, dagegen ihm der Rath das alte Gäßchen zur Erweiterung seines Seitengebäudes abtrat. 1665 verkaufte ihm der Rath die von ihm 1657 neuangelegte Gasse für 300 Rthlr., worauf er, an der heil. Geiststraße über derselben bauen, und sie sowohl nach der heil. Geiststraße als nach der Spree mit einem Thorwege verschließen ließ. 1688 aber fingen die vier Gewerke über die Gültigkeit des Verkaufs der Straße einen Proceß an, der sich 1695 dahin endigte, daß die Thorwege wieder ausgehoben, und die Straße geöfnet werden mußte. Man nennte sie damals eine Zeitlang die Wasserstraße, nachher aber ist der bloße Namen: der Durchgang, geblieben.

*) S. unten bey Nr. 24. die Rosenstraße.
 
Quelle: Nicolai Beschreibung 1786 Bd. 1 S. 6
HIS-Data 5272: Berlin (1237) Karte 1786
© Hans-Walter Pries