24) Die Rosenstraße führt vom neuen Markte bey der Hauptwache linker Hand, nach der neuen Friedrichsstraße.
Lage
Diese Gasse führte im 16ten Jahrhundert den nicht sehr rühmlichen Namen der Hurengasse *). Darauf bekam sie im 17ten Jahrhunderte den anständigern Namen der Rosenstraße. Es war aber immer noch ein enges, schlechtbebautes **) und unsauberes Gäßchen, bis es gegen Ende des vorigen Jahrhunderts erweitert und gepflastert wurde, wobey auch ein Brunnen, der mitten in der Straße stand, auf die Seite gesetzt ward. Es wurde damals von {S. 14} dem Sturmschen Hause, an dessen Stelle jetzt die Hauptwache steht, und dessen Garten und Budenraum beinahe die ganze linke Seite dieser Straße einnahm, etwas zu dieser Straße genommen.
Aus dieser Straße geht:
25) Ein Gäßchen ohne Namen, nach dem Geckhol.

*) Im Todtenregister der Marienkirche steht 1583: „Ein Kind in der Hurengasse, nahe beym Diebshenker." Diese Gasse nämlich liegt an der Büttelgasse (s. oben Nr. 16.) Der Henker hatte im mittlern Zeitalter die Schutzgerechtigkeit über die gemeinen Frauen, diese mußten ihm daher eine Abgabe geben, und wenn er an einen Ort gerufen ward, so trat er in dem gemeinen Frauenhause ab, und ward daselbst frey beköstigt. S. Haltaus Glossarium T. I. S. 206. 646. 982. Die Benennung Hurengasse kömmt noch 1624 in dem Trauregister der Marienkirche vor.
**) Noch 1678, da sie schon die Rosenstraße hieß, sagt der Rath in einem Berichte an den Kurfürsten, daß daselbst nicht als elende {S. 14} Hütten ständen. In Frankfurt an der Oder ist die Rosengasse gerade die schlechteste in der ganzen Stadt, und enthält Viehställe bei den Häusern. Solche schmutzige abgelegene Gäßchen sollen in mehreren deutschen Städten den Namen Rosenstraße führen. Entweder ironisch, oder weil die öffentlichen Dirnen in solchen abgelegenen Gassen wohnten. S. oben beym Durchgang Nr. 3.
 
Quelle: Nicolai Beschreibung 1786 Bd. 1 S. 13
HIS-Data 5272: Berlin (1237) Karte 1786
© Hans-Walter Pries