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Quellenangaben |
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Hals-Gerichte,
Lat. Criminale Judicium, ist
zweyerley, das eine wird das hochnothpeinliche, das andere aber nur nothpeinliche
genennet, davon die Fürstl. Sächs. Gothais. und Altenburg. Proceß- und
Gerichts-Ordnung 10. P. 3. diesen
Unterricht giebet: |
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Ein hochnothpeinliches
Gerichte wird eigentlich dieses genennet, welches auf
albereits
erkannte Todes-Straffe, von wegen Eröffnung des End-Urtheils gehalten
wird; nothpeinliche Gerichte aber werden diejenigen genennet, welche wegen
peinlicher Anklage, so entweder von
beleidigten
Personen, oder von Fiscalen,
so zu
peinlichen Sachen geordnet sind, geschiehet, angestellet werden. |
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Überhaupt ist criminale Judicium dieses, wenn man den Reum
eines Verbrechens halben anklaget, und dasselbe
öffentlich zu straffen
verlanget, es werde nun |
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{Sp. 304} |
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die
Straffe dem Actori oder Fisco adpliciret, oder genüsset
keiner nichts davon, sondern es wird die Straffe an des Delinquenten
Leib
exsequiret. |
- Blumius Proc. Cam. …
- Richter d. l. n. 1.
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Nach dem
Sachsen-Recht ist eigentlich ein Judicium criminale, wann
die Klage auf Haut
und Haar gehet. |
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Es wird aber unter iedem besondern
Titel benannter zwey
Arten ein mehrers
gehandelt werden; vor ietzo aber
wollen wir ein Formular von dem gehegten
peinlichen Hals-Gerichte, wie es insgemein in denen
Städten pfleget gehalten zu
werden, mit anführen. |
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Es setzen die geordneten Gerichts-Personen an den unter freyen Himmel, an
etlichen
Orten aber, auf den Saal des
Rath-Hauses, gesetzten Tisch nieder, und
wenn der arme Sünder bald herzu gebracht werden
soll, ziehet der
Richter sein
Schwerd aus, und nimmet es entweder allein, oder nebst einem weissen Stäblein,
in die rechte Hand, nach Art ieden
Orts. |
Constit. Crim. Art. 82. |
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Er
redet den einen Schöppen zur lincken Hand auf diese Masse an:
Herr Schöppe N.N. ich frage euch, ob es an der Zeit und
Stunde ist, daß ich eines E.E. Raths der Stadt N.N.
Hoch-noth-peinlich-Hals-Gerichte hegen mag? Darauf antwortet der erste
Schöppe: Herr Richter, weil euch die Gerichte befohlen, so ist es an der
Zeit und Stunde, daß ihr E.E. Raths der Stadt N.N.
hoch-noth-peinlich Hals-Gerichte hegen möget. |
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Weiter
fragt der Richter den andern Schöppen: Herr Schöppe, ich
frage euch, wie ich E.E Raths der Stadt N.
hoch-noth-peinlich Hals-Gerichte hegen, und was ich gebiten und verbiten soll?
Darauf antwortet der andere Schöppe: Herr Richter, ihr sollet es hegen
zwey und eins mit Urtheil und Recht, wie recht ist, danach gebiten Recht, und
verbiten Unrecht, und gebitet, daß Niemand sein eigen oder eines andern Wort
rede, er thue es denn mit Erlaubniß, daß auch Niemand vorkomme, mit bedeckten
Haupt und geschliffener Wehre. |
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Hier
spricht der Richter: Ich hege E.E. Raths der Stadt
N. hoch-noth-peinlich Hals-Gericht, mit Urtheil und Recht, zum
ersten Mahle, mit Urtheil und Recht zum andern Mahle, mit Urtheil und Recht und
allen dinglichen Rechten zum dritten Mahl; ich gebite Recht, und verbiete
Unrecht, und gebite, daß Niemand sein eigen oder eines andern Wort rede, er thue
es denn mit Erlaubniß, daß auch Niemand vorkomme mit bedeckten Haupt oder
geschliffener Wehre. |
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Ferner fraget der Richter den dritten Schöppen, Herr Schöppe, ich
frage euch, ob E.E. Raths der Stadt N.N.
hoch-noth-peinlich Hals-Gerichte gnugsam geheget sey? Anwortet der
dritte Schöppe: Herr Richter ihr habts gnungsam geheget. |
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Darauf rufft der Land-Knecht mit heller Stimme: E.E. Raths der Stadt
N.N. hoch-noth-peinlich Hals-Gerichte ist geheget mit
Urtheil und Recht zum ersten Mahle, mit Urtheil und Recht zum andern Mahle, mit
Urtheil und Recht und allen dinglichen Rechten zum dritten Mahle: Hat iemand
davor zu klagen, der komme vor wie recht, es soll ihm wie recht ist, geholffen
werden. |
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Peinlicher Ankläger. Jetzo kömmt der peinliche Ankläger,
dinget sich an und
spricht:
Herr Richter, ich |
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{Sp. 305|S. 168} |
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bitte um Erlaubniß vor dies hoch-noth-peinliche Hals-Gerichte zu
treten. Anwortet der Richter: Es sey dir vergönnet.
Alsdenn
spricht der peinliche Ankläger ferner: Herr Richter, es hat
N.N. am = = = = Jahres, N.N.
nachdem er zu vorhero mit demselben auf dem so genannten N.N.
bey dem Truncke in Streit gerathen, Abends bey dem Heimgehen, mit seinem
bey sich gehabten Degen einen Stich auf der lincken Seite unter dem Arm in Leib
zugefüget, daß er bald darauf davon zur Erden gesuncken, und des folgenden Tages
frühe nach = Uhr daran verstorben, das gedencke ich mit Recht zu klagen, und
bitte mir solches zugestatten, auch mich zu berichten, wie ich mit solcher
meiner peinlichen Anklage soll vorkommen? |
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Darauf fraget der Richter den vierten Schöppen: Herr Schöppe, ich
frage euch, wie peinlicher Ankläger mit seiner Anklage soll vorkommen?
Antwortet der vierte Schöppe: Herr Richter, er soll vorkommen mit
ausgezogener geschliffener Wehre, und Zeter-Geschrey zwier und eines, wie recht
ist. Dieses des vierten Schöppen Antwort giebt der Richter dem Ankläger
mit diesen
Worten: Du solt vorkommen mit ausgezogener geschliffener
Wehre, und mit Zeter-Geschrey zwier und eines, wie recht ist. Darauf
spricht peinlicher Ankläger ferner zum Richter: Herr Richter, so bitte
ich, daß mir der Gerichts-Frohn (oder Land-Knecht) die ausgezogene geschliffene
Wehre, wie bräuchlich, vortrage. Darauf spricht der Richter: Es
sey dir vergönnet. |
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So denn hat der Land-Knecht eine blosse Wehre unter dem Schöppen-Tisch
liegen, die nimmt er, und gehet dem Ankläger vor, von und zu dem Gericht. Darauf
gehet der peinliche Ankläger, hohlet den
Beklagten, u. der Zeter-Schreyer ruffet
laut drey Mahl, Zeter über N.N. daß er
N.N. entleibet. Unterdeß
gehet der Land-Knecht vor dem Kläger her, u. leget die blosse Wehre, wenn das
dritte Zeter-Geschrey aus ist, wieder an seinen
Ort. |
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Alsdenn
spricht der Ankläger weiter zu dem Richter: Herr Richter,
ich klage an N.N. daß er am = = abgewichenen Jahres,
N.N. nachdem er zu vorhero mit demselben auf dem so genannten
N.N. bey dem Trunck in Streit gerathen, Abends bey dem Heimgehen
mit seinem bey sich gehabten Degen einen Stich auf der lincken Seite, unter dem
Arm im Leib zugefüget, daß er bald darauf davon zur Erden gesuncken, und des
folgenden Tages nach = = Uhr daran verstorben. Und frage, ob der Angeklagte
darum nicht billig zur Antwort geheischen werde? |
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Darauf wincket der Richter mit dem Stab dem Land-Knechte, alsdenn ruffet der
Land-Knecht, ich heische und lade dich N.N. vor
dies hoch-noth-peinliche Hals-Gerichte zur Antwort. Wenn nun der
Angeklagte vor Gerichte stehet, wiederhohlet peinlicher Ankläger seine
angebrachte Klage und
spricht: Herr Richter, ich klage an
N.N. daß er am = = = = abgewichenen Jahres N.N.
nachdem er zu vorhero mit demselben auf dem so genannten N.N.
bey dem Trunck in Streit gerathen, Abends bey dem Heimgehen mit seinem
bey sich gehabten Degen einen Stich auf der lincken Seite unter dem Arm im Leib
zugefüget, daß er bald darauf davon zur Erden gesuncken, und des folgenden Tages
frühe nach = Uhr |
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{Sp. 306} |
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daran verstorben; Und frage, ob es nicht billig, daß er zu
gebührender Straffe genommen werde? |
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Darauf redet der Richter dem Angeklagten zu und
spricht: N.N.
du hast gehöret, wie du angeklaget worden bist, nemlich, daß du am = =
abgewichenen Jahres, N.N. nachdem du vorhero mit
demselben auf dem so genannten N.N. bey dem Trunck in
Streit gerathen, Abends bey dem Heimgehen mit deinem bey dir gehabten Degen
einen Stich auf der lincken Seite unter dem Arm im Leib zugefüget, daß er bald
darauf davon zur Erden gesuncken, und des folgenden Tages frühe nach = Uhr davon
verstorben, das gestehest du ja noch Mahls, wie du es Laut der
Inquisition-Acten in der Güte mehr Mahls gestanden hast. |
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Wenn nun der Angeklagte mit ja antwortet, oder es sonst gestehet,
spricht
der Richter zu ihm: Nun so höre dein Urtheil an. Und hebet
darauf an, und lieset ihm das
Urtheil vor, und wenn das letzte
Wort des Urtheils
verlesen ist, so bricht der Richter alsobald den Stab. Darauf wendet der
Scharffrichter den armen Sünder von dem Gerichte, und führet ihn nach der
Feimstädt, doch verzeicht er so lange, bis das Gerichte aufgehoben, und die, so
den armen Sünder das Geleit geben sollen, fertig worden sind. |
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Nach verlesenen
Urtheil ruffet der Land-Knecht, oder Gerichts-Frohn, weiter
aus: Hat iemand vor diesem hoch-noth-peinlichen Hals-Gerichte weiter zu
klagen, der mag es thun, der Herr Richter wird sonsten das Gerichte aufheben.
Wenn Niemand zu klagen hat, alsdenn fraget der Richter den fünfften Schöppen:
Herr Schöppe, ich frage euch; weil Niemand ist, der ietzo vor diesem
hoch-noth-peinlichen Hals-Gerichte zu klagen hat, ob ich es mag aufheben.
Darauf antwortet der fünfte Schöppe: Herr Richter, ihr möget das
Gerichte aufgeben. Darauf
spricht zuletzt der Richter: So gebe
ich E.E. Raths der Stadt N.N. hoch-noth-peinliches
Hals-Gerichte wiederum auf, im Namen GOttes des Vaters, Sohnes und Heiligen
Geistes GOtt behüte uns vor bösem Gerichte, Amen. Darauf stehet der
Richter und Schöppen auf, und stossen die Bäncke ein wenig um. |
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