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Forts. S. 144 Sp. 1 |
BODENSEE (auch Constanzer-See, bei römischen Schriftstellern Lacus Rheni, Lacus Acroius oder auch brigantinus 1); im Mittelalter Lacus bo-
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- 1) Schon Strabo kent den Bodensee, Brigantinus lacus (VII, 1, 5) obwol ohne
seinen Namen, durch das Treffen, welches Tiber auf demselben den Vindeliciern lieferte, und schätzt
dessen Überfahrt an 200 Stadien = 5 geogr. Meilen, den Umfang desselben hingegen nur
auf 300 (τ) wofür Mannert Th. 3. S. {1} 663 ατ d. i, 1300 = 32 geogr. Meilen lesen möchte, weil 300
zu wenig ist. Beide Zahlen aber sind eine Überschätzung, die vielleicht blos vom Augenmaß herrührt.
Auch die Insel in demselben (Reichenau) kent schon Strabo, jedoch ohne ihren Namen zu nennen.
Pomponius Mela (III, 2.) kent schon die beiden Abtheilungen des Sees, die er jedoch als zwei
verschiedene Seen angibt, und Venetus Lacus und Acronius nent. Plinius (IX, 17,) kent ihn schon
unter dem Namen Brigantinus Lacus. Ammianus Marcellius XV, 4. beschreibt ihn umständlich unter
dem Namen Brigantia, und bemerkt besonders, daß der Rhein schäumend durch denselben sich
ergieße, ohne sein Wasser mit dem See zu mischen, und ohne an Stärke zu verlieren. Er überschätzt
aber auch, wenn er die Länge auf 400 Stadien, und die Breite beinahe eben so groß angibt.
(Ricklefs.)
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{1} Fußnote ergänzt von Sp. 2 |
S. 144 Sp. 2 |
BODENSEE |
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damicus, auch das schwäbische Meer, ein 17—18 Stunden langer (von Bregenz bis
zum Schlosse Bodman, von welchem er wahrscheinlich den Namen hat 2), und 5 St. breiter
(zwischen Rorschach und Langenargen), schöner See, der auf der Gränze zwischen Teutschland
(Baden, Würtemberg, Baiern, Östreich) und der nordöstlichen Schweiz 1246 F. über dem Meere
liegt.♦ |
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Schon unter Augustus war er den Römern bekant, und an seinen Ufern errichteten
sie feste Plätze gegen die Einfälle der Alemannen und Rhätier 3). Im 7. Jahrh. wurden erst
seine bewaldeten, wilden Ufer bebaut, die jetzt mit aller Fülle der Cultur prangen; die teutsche Seite
nahmen nach den Vindeliciern die Sueven ein, welchen die Alemannen auf beiden Seiten folgten,
endlich wurden die Franken seine Anwohner, aus deren Verfassung die verschiedenartigen kleinen
Herrschaften hervorgingen, die am Ende des 18. Jahrh. ihn umgeben.♦ |
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Der Rhein, der diesen See bildet, fällt am südöstlichen Ende in denselben, verläßt
ihn bei Constanz, um in den Nebensee des Bodensees, den Untersee, der die schöne Insel Reichenau
enthält, überzugehen; daneben fallen eine Menge kleinerer Flüsse und Bäche hinein, z. B. die
Schussach, Arg, Aach, Bregenz, Fußach, Goldach, Steinach, Salmsach etc.; in den Jahren 1477, 1572,
1596 und 1695 fror er zu; seine Tiefe mag seit den frühern Jahrhunderten sich bedeutend verringert
haben; zwischen Lindau und Mehrerau ist er 308 Klaftern tief, noch tiefer in der Mitte und auf der
Schweizerseite. Auch er zeigt plötzliche Anschwellungen, wahrscheinlich die Folge lunarischer
Einwirkung; 1549 erhob er sich während einer Stunde 4—5 Mal eine Elle hoch.♦ |
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Die Schiffahrt auf demselben ist des Getreide- und Weinhandels wegen bedeutend,
wird mit guten Schiffen betrieben, ist aber plötzlicher Stürme und Windstöße wegen nicht ohne
Gefahr.♦ |
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Zwei Inseln zieren ihn, die Lindau, auf welcher eine Stadt steht, und die Meinau,
mit Getreide und vorzüglichem Weinbau; seine Ufer sind nördlich und westlich theils flach, theils
hügelig, östlich, südlich und südwestlich steigen die hohen Gebirge empor, welche den Anblick dieses
Sees von teutscher Seite her so imposant machen, unter unzähligen Standpunkten zeichnet sich das
Schloß Heiligenberg, Witwensitz der Fürstin von Fürstenberg besonders aus 4). Die
Bereisung seiner Ufer gehört zu den genußreichsten einer Schweizerreise. Auf dem Bodensee
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- 2) S. unter Bodman.
- 3) M. s. Ammianus Marcellinus XV. B. 4 C. Plinius IX,
17.
- 4) M. s. das Panorama gezeichnet auf dem Schlosse Heiligenberg, von Keller, gestochen von
Scheurmann, Zürich 1821.
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S. 145 Sp. 1 |
BODENSTADT |
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leben 36 Arten von Schwimmvögeln, am Einfluß des Rheines 30 Arten
Sumpfvögel, im See 26 Fischarten; der Weißgangfisch (salmo maraenula) und das Blaufelchen (salmo
Wartmanni, Albula caerulea), machen den bedeutendsten Theil der Fischerei und einen Handelsartikel
aus 5).♦ |
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Östreich, Baiern, Wirtemberg und Baden 6), und unter den Schweizer
Kantonen Thurgau und St. Gallen, werden an ihren Gränzen von ihm berührt; 1690 erhielt die
Schweiz vom Kaiser Leopold I. die Gerichtsbarkeit über die schweizerische Seite zugestanden.
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(Wirz.) |
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Bodensieb |
Bodensieb, s. Sieb. |
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BODENSTADT |
BODENSTADT (slav. Podstata), Fideicommißherrschaft von 11 Dörfern und
einem Städtchen mit Herrschaftl. Schloß, Pfarre, Salz- und Gränz-Zollamt in Mähren, im Prerauer
Kreise, 4 Meilen östl. von Ollmütz und 2 M. von Weißkirchen, nahe an der Gränze von Östr.
Schlesien, mit 170 Häus. und 1000 Einwohnern, die sich hauptsächlich von Tuch- u. Leinweberei
nähren. (André.) |
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BODENSTEIN, BOTHENSTEIN |
BODENSTEIN, BOTHENSTEIN, unrichtig Pottenstein, sonst Albuinestein genant,
im obern Mainkreise Baierns und Landgericht gleiches Namens, ist ein altes Schloß auf einem hohen
Felsen, von dem bei Regensburg im J. 1104 verstorbenen und in der fränkischen Abteikirche Theres
begrabenen Grafen Bodo oder Botho benant.♦ |
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Der h. Bischof Otto I. v. Bamberg erwarb es als eine die öffentliche Sicherheit
seines Bisthums befördernde Gränzburg nebst 4 andern Schlössern und Dörfern im J. 1108 um 800
Pfd. Silbers u. 17 Talente Goldes unter päpstlicher Bestätigung. K. Friedrich I. befreite es im J. 1160
von der Lehens-Verbindlichkeit.♦ |
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Am Fuße des Bergschlosses zwischen hohen Felsen liegt das vom Flüßchen
Puttbach durchschlungene Städtchen Bodenstein, der Sitz des K. Landgerichts u. Pfarramts gleiches
Namens, das mehr als 130 Häuser nebst den öffentlichen Gebäuden in sich faßt, und ehemals schon
einen Bürgerrath hatte, wie es ihn 1818 wieder erhalten hat *). Das davon benannte Landgericht
und Rentamt, wovon Letzteres seinen Sitz im Schlosse zu Gösweinstein hat, umfaßt einen großen
Bezirk von Dörfern an dem Flüßchen Puttbach, und vereinigt in sich die ehemal. fürstl. Ämter Bodenstein, Gösweinstein, Leyenfels und Wolfsberg.♦ |
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Alle Gattungen von Feldfrüchten werden gewöhnlich gebaut, und ein großer Theil
davon kann nach Baireuth und Nürnberg verkauft werden. Die Zucht von Pferden, Rindvieh und
Schafen gewährt den Einwohnern große Vortheile, auch wird ein bedeutender Handel mit Forellen
nach Bamberg und Baireuth betrieben **);
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(Jäck.) |
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- 5) Bodmer, J. H. von Wessenberg und andre haben diesen See besungen und
G. T. Hartmann hat in St. Gallen 1808, eine gute Beschreibung desselben herausgegeben.
- 6) In
Wirtemberg erhielt 1810 die aus den Ober-Ämtern Tettnang, Ravensburg, Wangen, Leutkirch,
Waldsee und Saulgau bestehende Landvoigtei, die jetzt (s. 1817) zum Donau Kreis gehört, von diesem
See den Namen, und im Badenschen wurde nach ihm der See (jetzt Donau) Kreis benant.
- *) Ludwig,
script. Bamb. p. 95. 96. 98. 131. 162. 434.
- **) Roppelt's Beschreib. von Bamberg.
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S. 145 Sp. 2 |
BODENWEIN |
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BODENSTEIN |
BODENSTEIN, Kirchdorf im Braunschweigischen Amte Seesen des Harzdistrikts,
liegt an der Bobber, 1 Meile von Seesen, und zählte 1812 außer der Domäne, die vormals den
Jungfrauen des Klosters Frankenberg gehörte, 32 Häus. und 232 Einw. Auf dem Ostersteine über dem
Dorfe, worin eine merkwürdige Höhle, das Wehrkoppsloch, eingehauen ist, verehrten einst die alten
Sassen eine ihrer heiligsten Gottheiten. (Hassel.) |
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BODENSTEIN (Adam v.) |
BODENSTEIN (Adam v.), ein bekannter eifriger Anhänger des Paracelsus, geb.
1528. † 1577. Er führte ein eben so unstetes Leben als sein Lehrer, und glaubte sich
Verdienste zu erwerben durch ein Wörterbuch der Paracelsischen Ausdrücke. (Onomasticon. 1574.).
Sprengel.) |
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Bodenstein, And. Rud. |
Bodenstein, And. Rud., s. Karlstadt. |
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Bodenstück |
Bodenstück, s. Kanone. |
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BODENTEICH |
BODENTEICH, ein Amt in der hannöverschen Prov. Lüneburg, mitten in der
lüneb. Haide, wird von der Ilmenau bewässert, hat dürren sandigen Boden, der mit weiten Mooren und
Kiefernhainen abwechselt, und enthält einen Flächenraum von
9,22 Quadrat Meilen, worauf 1812.
10,813 Einw. in 1 Marktflecken und 85 kleinen Dörfern und Weilern lebten.♦ |
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Ackerbau, Vieh- u. Bienenzucht sind Hauptgewerbe, Kartoffeln und
Buchweizenbrod fast einzige Nahrung der armen Haidebewohner, die keine weitre Hilfsquellen als
Garnspinnerei und Frachtfahren haben, wovon erstre fast ganz liegt; sonst gingen aus dem Amte wol
2000 bis 2500 Bünde Garn nach Ülzen, 35 Cntr. Wachs und 6 Tonnen Honig nach Celle (Patje S.
402). Jetzt ist die Pferdezucht mehr in Aufnahme gekommen.♦ |
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Bodenteich ist ein altes Pertinenzstück des Fürst. Lüneburg, das 1347 durch die
Herzoge Otto und Wilhelm von dem Edlen Baldwin von Bodenteich und dessen Agenten erkauft
wurde (Hosemann Regentensaal S. 612.); es hat neuerdings in seinem Territorialstande einige
Abänderungen erlitten und verschiedne Parzellen an andre Ämter abgegeben.♦ |
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Der Amtsitz Bodenteich (Br. 52° 49' 52" L. 28° 21' 5") liegt an der Ilmenau und
unweit eines jetzt größtenteils eingetrockneten See's, 2 Meilen von Ülzen, und zählt außer der Domäne
und den Kirchengebäuden 67 Häus. u. 529 Einw., worunter 12 Leinweber. Jährlich wird 1 Markt
gehalten. |
(Hassel.) |
S. 145 Sp. 2 ⇩ |
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